Das erste Mal… war Anfang Oktober 2014. Es fielen mehrere Ereignisse zusammen, bei denen Rauchen voraussichtlich schwierig werden würde. Dazu kam ein neues Auto. Bei den vergangenen war das immer ein Grund für den guten Vorsatz, vielleicht in Zukunft zumindest im Auto nicht zu rauchen, aber wie es mit guten Vorsätzen so ist, spätestens bei der ersten längeren Autofahrt war der Schmachter dann irgendwann doch größer.

Ich hatte natürlich von E-Zigaretten und Dampfen gehört – vielleicht sollte ich das mal ausprobieren. Da ich keine Ahnung hatte ging es in den nächsten Dampfershop, wo ich *sehr gut* beraten wurde, unbezahlbar schon deshalb, weil der Verkäufer mir vernünftige Liquids vorgeschlagen hat, die ich natürlich auch probieren durfte. Hätte ich damals allein im Internet vor der Auswahl gestanden… Ich bin mir ziemlich sicher, das wäre wohl schief gegangen.

Ich kam also bewaffnet mit Starterset und einem Fläschchen Liquid aus dem Laden und begann meinen Weg in die Dampferwelt. Ab und zu etwas gedampft, dazu natürlich auch geraucht. Dann, nach etwa einer Woche die erste echte Herausforderung (die, wie sich dann herausstellte, gar keine war). Eine sechsstündige Autofahrt im neuen Auto. Dampfe (gefüllt und mit vollem Akku) in die Ablage und los.

Zu meinem Erstaunen war das völlig stressfrei. Ausschließlich dampfen unterwegs und alles war gut. Zigarettenpause unterwegs? Nö. wozu denn? (Tatsächlich habe ich in meinem derzeitigen Auto, deutlich anders als bei den Vorgängern, nie geraucht) Als ich ankam, gab es zwar eine “richtige” Zigarette zur Belohnung, aber die 6 Stunden ohne waren überhaupt kein Problem – und das nach wenigen Tagen mit einer Dampfe.

Ich hab dann geraucht… und gedampft… Aber der Anteil des Dampfens stieg kontinuierlich, der des Rauchens sank. Zum Schluss gab es gelegentlich zum Kaffee noch eine Zigarette – irgendwann nach etwa drei Wochen habe ich mich dann abends gefragt, ob ich am Tag ein Feuerzeug in der Hand hatte? Nö, hatte ich nicht.

Die angefangene Schachtel lag noch ein paar Wochen neben mir auf dem Schreibtisch – und hat mich völlig kalt gelassen. Dass das (nach 30+ Jahren rauchen) so völlig stressfrei und problemlos geklappt hat, hat mich (und einige aus meinem Bekanntenkreis) sehr verblüfft. Es steckte auch gar nicht die dezidierte Absicht dahinter, “jetzt hör ich mit dem Rauchen auf!” Ich wollte eher eine (gedacht eigentlich zusätzliche) Alternative für Situationen, in denen man eher mal dampfen als rauchen kann (Hotelzimmer statt draußen bei Regen, Kälte und Wind so als Beispiel).

Mittlerweile hat mein Starterset deutlich Zuwachs bekommen, größere Geräte, Selbstwickelverdampfer, etwas mehr als ein Fläschchen Liquid steht hier auch rum – genaugenommen sogar ziemlich viele, denn meine Liquids mische ich mir mittlerweile auch selbst. Die Gefahr, rückfällig zu werden, halte ich für sehr gering, der gute Vorsatz für 2015, mit dem Rauchen aufzuhören, hatte sich auch schon erledigt. Und ehrlich, hätte mir das jemand vor einem Jahr prophezeit, hätte ich wahrscheinlich herzlich gelacht über die lustige Idee.

Mit Sorge sehe ich auf die Umsetzung der TPD2 hier in Deutschland. Gar nicht mal für mich, ich werde weiterdampfen. Meine Befürchtung ist vielmehr, dass die derzeitige Panikmache gegen das Dampfen zu einer Reglementierung führen könnte, die es in Zukunft umsteigewilligen Rauchern sehr viel schwerer machen wird, auf das erheblich weniger schädliche Dampfen zu wechseln.

Derek Yach, ehemaliger Direktor der WHO, sagte:”E-Zigaretten retten Leben.” – er sollte wissen, wovon er redet. Im Umkehrschluss nehmen die, die so laut gegen das Dampfen wettern, vermeidbare Tote billigend in Kauf – weil man mit Zigaretten und Nikotinpflastern mehr Geld verdienen kann? Ich bin zumindest raus aus dem “Spiel”, dampfe fröhlich und freue mich darüber, wie sich innerhalb eines halben Jahres mein Gesundheitszustand erheblich verbessert hat. Es könnte eine Chance für viele sein. Wenn man uns denn lässt.

Ralf Schröder, Kiel