Wie viele andere Raucher habe ich meine Karriere schon in jungen Jahren begonnen. Sicherlich durfte man sich anfangs nicht erwischen lassen. Der Hosenboden war da schon sehr gefährdet. Aber für den Vater zum Zigaretten-Automaten zu laufen und für eine Mark die 11er-Päckchen, oder später die Großpackungen für zwei Mark zu ziehen, das war normal. Ihr seht an dieser Schilderung der Preisgestaltung, dass dies schon einige Jahre her ist.

In den letzten vierzig Jahren habe ich sicherlich mehr als ein Einfamilienhaus weggeraucht. Ein zweites Häuschen verrauchte meine Gattin.
Unsere Kinder konnten wir – bis auf eines – von der Unsinnigkeit des Rauchens überzeugen. Auch haben wir stets Rücksicht auf sie genommen und so manche Stunde auf dem Balkon verbracht – auch im Winter.
„Früher starben die Raucher an Lungenkrebs, heute sterben sie an Lungenentzündung!“ war dazu der Kommentar unserer Zöglinge. Wir lachten … anfangs!

Die Widersinnigkeit unseres Verhaltens hatten wir ja schon lange eingesehen. Im Bekanntenkreis und an der Arbeitsstelle wurden die Raucher immer weniger und die Regelungen immer schärfer. Irgendwann wurde man schon wie ein Aussätziger behandelt, wenn man sich „schon wieder“ mit Gleichgesinnten in der Raucherecke traf.

Ein Kollege rannte schon seit geraumer Zeit mit so einem komischen Gerät durch die Gegend. Mir war eigentlich bisher nur aufgefallen, dass das Stopfgerät für Zigaretten, das er immer wieder aus seiner Schreibtischschublade geholt hatte, schon lange nicht mehr aufgetaucht war.

Als ich ihn kürzlich wieder traf (ich rauchte gerade eine Zigarette in der besagten Raucherecke), kamen wir über das Dampfen ins Gespräch. Ja, das sollte ich auch mal probieren! Sofort bot er mir an, mir eines seiner Dampfgeräte zur Verfügung zu stellen und schon am nächsten Tag erschien er in meinem Büro. Nach einer ausführlichen Einweisung durfte ich mir noch ein Aroma aussuchen und er überließ mich meiner ungewissen Zukunft.

Zuhause wurde dann gleich ausgepackt. Auch meine Frau zeigte sich der Sache gegenüber sogleich aufgeschlossen. Schon drei Tage später bestellten wir uns im Internet zwei „richtige“ Dampfgeräte und ein paar Aromen und als sie eintrafen dauerte es keine Stunde, bis es bei uns nur noch dampfte.

Und was ist mit Zigaretten?
Ja, ich gebe es zu! Ganz gelegentlich „brauche“ ich noch etwas „Brennbares“. Doch, wenn ich bedenke, was bei uns bislang täglich verbrannt wurde, dann ist der Verbrauch jetzt marginal. Statt 20 Zigaretten täglich, rauche ich nur noch zwei … und die vergesse ich manchmal sogar.

Und was bringt das?
Mir brachte es viel, und zwar nach kurzer Zeit! Angefangen von der ständigen Husterei, die nach vierzig Jahren des Tabakgenusses schon normal war und die schon nach ein paar Tagen leichter wurde. Mittlerweile ist sie ganz verschwunden.
Eines meiner anderen Hobbys führt mich immer wieder auf kürzere oder längere Wanderungen. Wie schön ist es, dass ich an einer Steigung oder im Gelände nicht mehr befürchten muss, auf halber Strecke beatmet werden zu müssen? Ich finde es grandios.
Und glaubt mir: das Leben schmeckt besser, anstatt zu stinken, die Jacke muss nicht mehr auf den Balkon und man kommt sich auch nicht mehr wie ein Aussätziger vor. Auch das macht das Leben leichter und schöner.

Doch wie lange kann ich das noch genießen?
Sollten die Regierungen die beabsichtigten Änderungen und Verbote durchziehen – und ich befürchte beinahe, dass es dazu kommen wird – wird man sich bald wieder wie ein Aussätziger vorkommen. Dabei konnte bislang ja noch gar niemand definitiv sagen, was am Dampfen gefährlich sein soll. Ständig hört man nur Warnungen vor den „unbekannten Gefahren“. Sind damit diese einschneidenden Maßnahmen gerechtfertigt?

Ob ich mich deshalb mit Unmengen von Rohstoffen eindecken werde, weiß ich noch nicht. Irgendwann würden auch diese verbraucht sein. Und dann?
Vielleicht werde ich bis dahin auch ganz von Rauchen und Dampfen weggekommen sein. Dann habe ICH es geschafft … anderen wird dieser Weg von der EU versperrt oder zumindest erschwert. Ist das nicht unverantwortlich?

Viele Grüße
Reinhard „Die Lok“