Ich bin Saarländer und im Oktober 1966 geboren. Geraucht habe ich, seit ich 18 war. Anfang Februar 2014 ging es mit meiner Mutter zuende. Sie kam ins Krankenhaus, war Raucherin, bekam täglich Dialyse und ließ sich nicht abbringen danach sofort zu rauchen. Sie ist mir deshalb mehrfach im Rollstuhl kollabiert. Sie sah die Zigaretten als letztes, was von ihrer Lebensqualität übrig geblieben war, an. Dann lag sie im Krankenhaus und wollte rauchen, das ging natürlich nicht, ich wusste sie wird in wenigen Tagen sterben. Da sagte eine Krankenschwester man könne eine E-Zigarette im Krankenhaus rauchen.
Meine nächste Handlung war, das örtliche Tabakgeschäft aufzusuchen, tatsächlich eine kleine E-Zigarette zu finden und diese auszuprobieren, weil ich ja meiner Mutter erstmal erklären musste wie sie denn damit umgehen muss. Ich hatte vorher grade mal den Begriff E-Zigarette gekannt und war gar nicht positiv eingestellt, weil ich dachte, das wäre so eine moderne Spielerei und mir nicht vorstellen konnte wie das funktionieren könnte. Ich hielt es in meiner Unwissenheit für Blödsinn.

Meine Mutter war mit der E-Zigarette stolz und glücklich, das bisschen Dampf und die Tatsache, dass sie im Pflegeheim, wo ich sie täglich besuchte, “rauchen” konnte hatte ihr ein Stück Freiheit zurückgeben. Ich brachte ihr die voll geladenen Akkus mit, weil sie schon zu verwirrt und schwach war, das selbst zu machen. In diesen Tagen habe ich mir dann selbst eine E-Zigarette gekauft und sie an einem sonnigen Tag statt Zigaretten mitgenommen um genau hin zu fühlen, ob mir das Gerät meine selbst gedrehten Zigaretten ersetzen konnte. Es konnte! An diesem Abend hatte ich noch 3 Zigaretten geraucht (statt einem ganzen 30 g Päckchen wie sonst jeden Tag), seit dem bin ich tabakfrei. Nach 3 Tagen probierte ich noch einmal eine Zigarette um zu sehen, wie sie mir schmeckt im Vergleich, sie schmeckte scheußlich. Mein Rest Tabak liegt immer noch auf dem Schrank ohne mich rückfällig gemacht zu haben.

Danach passierte folgendes:
Wie vom Geisterhand verschwand meine große Angst, es könnte meine letzte Zigarette sein, die Angst vor der endgültigen Diagnose die mich schon jahrelang begleitet und sehr gedrückt hatte. Ich habe meinen Vater an Lungenkrebs sterben sehen und meine Tante. Das prägt. Nach ein paar Tagen roch unsere Wohnung wieder halbwegs normal, meine Frau brauchte nicht mehr vor Ekel das Gesicht zu verziehen, wenn sie von draußen in die Wohnung kam. Auch kann ich mich seit dem mit gutem Gewissen ins Ehebett legen, ohne diese verdammten Gewissensbisse, dass ich stinke wie ein Aschenbecher. Nach 2 Wochen kam langsam der Geruchs- und Geschmackssinn zurück, nach 2 Monaten war er gänzlich wieder hergestellt. Dies sind nur die groben Fakten. Die Verbesserung meiner Lebensqualität komplett zu beschreiben, würde den Rahmen hier sprengen.

lG Yorik Köhler