Ein jeder kennt dieses Gefühl. Es hat wieder nicht funktioniert. Man hat es sich fest vorgenommen und ist wieder einmal gescheitert. Berühmt dafür sind die Neujahrsvorsätze. Wie oft habe ich mir an Silvester geschworen, mehr Sport zu machen, endlich Rauchfrei zu sein und so eine Menge Geld zu sparen das ich eigentlich gar nicht habe, aber das dennoch immer wieder in Zigaretten fließt. Wenn ich ausrechne, was ich alles schon an Geld in den blauen Dunst gesteckt habe, was hätte ich mir davon alles Schönes kaufen können…

20-30 Zigaretten am Tag habe ich zuletzt geraucht. Ich habe es oft verflucht, aber doch irgendwo liebgewonnen. Nein nicht den ekelhaften Geschmack, der über bleibt wenn man geraucht hat. Mein Lebensgefährte nannte es das Barbecue-Aroma, ich kalter Aschenbecher. Selbst mit Kaugummis und nach dem Zähneputzen hatte ich immer ein eklig klebendes Gefühl im Mund. Oft habe ich mich sogar gefragt ob ich meine Zähne schon geputzt habe, bin ins Bad gerannt und stellte fest dass die Zahnbürste schon nass war, ich also die Zähne schon geputzt hatte.

Ich rauchte seit meinem 13. Lebensjahr. Ich wollte niemals rauchen, habe meinen Vater immer geschimpft weil es so stinkt wenn er im Auto raucht oder auch im Haus. Dass mir davon schlecht wird. Was habe ich als Kind immer wieder gemeckert. Dann kam der Umzug. Neue Schule, fremde Mitschüler und ich wollte einfach nur irgendwie Anschluss finden. So kam es das ich an meinem 13. Geburtstag meine erste Zigarette rauchte. Auf meiner Party, damit die Anderen mich für „cool“ halten. Der berühmte Hustenanfall fiel aus. Meine Lunge, mein Körper waren schon durch das Passivrauchen an die Gifte im Rauch gewöhnt. Aber es schmeckte widerlich, so war ich fest überzeugt davon, niemals süchtig zu werden. Ich lag sowas von daneben. Als Jugendliche machte ich immer wieder mal Tests, ob ich die Kippen vermisse, wenn ich mal keine habe, das gelang immer gut, bis ich kurz vor meiner Gesellenprüfung stand. Da war es vorüber. Ich merkte, dass ich inzwischen den Zigaretten ganz verfallen war.

Es folgten über die Jahre hinweg einige halbherzige Versuche, das Rauchen sein zu lassen. Was nicht so leicht war, da mein gesamtes Umfeld rauchte. Das Rauchen an und für sich als Handlung störte mich, vor allem mit allen Nebenwirkungen. Ich bin jetzt 35 Jahre alt und rauchte somit 22 Jahre. Ich konnte nicht mehr lachen ohne einen Hustenanfall zu bekommen, am Morgen wachte ich total verschleimt auf und auch über Tag hustete ich immer wieder ab, obwohl ich nicht mal erkältet war. Eine Krankheit jagte die nächste und ich fühlte mich mit 35 Jahren alt. Ja wirklich, mein Körper fühlte sich verbraucht an, obwohl ich sonst recht Gesund lebe. Mein jetziger Lebensgefährte ist Asthmatiker und obwohl ich raus ging zum Rauchen, litt auch er darunter. Jedes Mal, wenn ich vom rauchen reinkam, bekam er einen Hustenanfall. Er musste sein Spray sehr oft benutzen. Ich fühlte mich schlecht deswegen, aber noch mehr weil es mir einfach nicht gelang, auf die Zigaretten zu verzichten und ich ihm deshalb schadete. Genauso wie ich meinen Kindern schadete, weil ich nicht einmal in der Schwangerschaft das Rauchen ganz sein lassen konnte.

Ich schämte mich, weil ich offenbar so willensschwach war. Hieß es doch immer „das ist ne reine Kopfsache“, spar dir den Mist mit Kursen, Hypnose oder Nikotinpflaster. Letzteres habe ich niemals verwendet, aber von psychologischen Tricks, die helfen sollten mich zu entwöhnen, bis zu Rauchfreiangeboten, von Staat und Krankenkasse, nutzte ich jede Möglichkeit. Zweimal gelang es mir sogar für jeweils ein halbes Jahr aufzuhören, doch dann kam wieder irgendwas, das mich vollkommen aus der Bahn warf und ich griff zum altbewährten Glimmstängel. Es schmeckte jedes Mal so ekelhaft und dennoch… mit der ersten Zigarette folgten wieder viele weitere. Ich fragte mich immer wieder, wieso ich es einfach nicht sein lassen konnte. Auch in meinem Umfeld beobachtete ich wie Freunde aufhörten, wieder rückfällig wurden, erneut versuchten vom Glimmstängel weg zu kommen. Irgendwann kommt der Punkt an dem die meisten Raucher einfach resignieren und für sich sagen: „Ich bin halt nicht willensstark genug.“ Das konnte ich aber in meinem Fall nun wirklich nicht behaupten. Ich habe, nachdem ich 15 Jahre als Friseur gearbeitet hatte, meine Fachhochschulreife nachgeholt und begonnen zu studieren und das alles mit drei Kindern und zudem sind meine Noten nicht mal schlecht. Also um das zu erreichen, muss man ein starker Mensch sein, muss sein Ziel genau vor dem Auge halten können. Wieso also fehlte mir hier zum Rauchstopp die nötige Kraft, es wirklich bleiben zu lassen? Weil die Zigarette mit vielen liebgewonnen Ritualen verbunden ist. Sie verschafft mir Pausen, wenn die Kinder wieder mal zu wild sind, oder ich Streit mit Jemand habe. Sie vertreibt mir die Zeit, wenn mir langweilig ist. Sie sorgt dafür, dass ich mich zentrieren kann und mein Kopf kreativ auf Hochtouren laufen kann um gelesene Texte zu einer guten Hausarbeit zu verarbeiten. Oder auch im Streit um meine Gefühlswelt zu sortieren und genug Freiraum zu haben, damit ich wieder runter kommen kann. Aber auch der Genuss, gemütlich mit einer Tasse Kaffee und einem guten Buch auf der Terrasse zu sitzen und das schöne Wetter zu genießen. Und noch so vieles mehr.

Von der „E-Zigarette“ hörte ich zum ersten Mal vor etwa sechs Jahren. Eine Bekannte von mir nutzte sie, um mit dem Rauchen aufzuhören. Ich hielt es allerdings für eine Modeerscheinung und sie war dabei auch nicht sonderlich erfolgreich und rauchte bald wieder Zigaretten. Welche Geräte und Liquids sie verwendete, weiß ich nicht. Ich war auch skeptisch, weil man bis dahin noch nicht sonderlich viel von den E-Zigaretten gehört hatte. Zumal ich mir sagte, was nutzt es, eines mit etwas gleichwertigem zu ersetzen? Inzwischen wurde ich Besseren belehrt. Mein Lebensgefährte sagte immer: „Such dir eine Ersatzhandlung für deine Zigarettenpausen“, aber nichts befriedigte mich so wirklich. Weder Möhren oder Rohkost um was Gesundes zum Knabbern zu haben, noch Kaugummis. Durch die TV-Werbung zum Vype ePen wurde ich wieder neugierig, ich setzte allerdings in dieses spezielle Gerät wenig Hoffnung. Zeigt die Werbung doch, je aggressiver etwas beworben wird um so mehr Müll kauft man eigentlich. Also fing ich an mich zu erkundigen. Ich las mich im Internet ein, wurde aber bald erschlagen von der Vielfalt der Geräte. Da ich in dem Tabakladen am Bahnhof schon solche Geräte stehen sah, ging ich dort hin um mich beraten zu lassen. Allerdings hatten sie gerade kein Gerät da, das die Verkäuferin mir empfehlen wollte und so nahm ich in einem anderen Laden so eine Einmal-E-Zigarette mit. Sie schmeckte grausam, aber ich dachte mir, naja wenn’s nix ist, tut’s finanziell ja nicht weh. Dennoch ich wurde immer Neugieriger und wollte nicht mehr warten, so ging ich in einen anderen Laden und kaufte mir ein billiges Gerät mit einem CE4-verdampfer und ein paar Liquids.

Ich konnte den ersten Zug kaum erwarten und ja das war schon viel besser als dieses Wegwerfding in Zigarettenform. Aber so richtig zufrieden war ich immer noch nicht, deshalb meldete ich mich in einem Forum an und las quer, bevor ich dann nachfragte, welche Geräte die anderen mir empfehlen könnten. So kam ich zu meiner EVOD Glass und ich liebe sie. Konnte ich mit dem alten Verdampfer das Rauchen noch nicht sein lassen, mehr so einzelne wenige Zigaretten ersetzen, konnte ich es mit der EVOD schnell runter schrauben auf 3 Zigaretten am Tag und 3 Tage später rauchte ich nicht mal mehr diese. Ich spüre ab und an noch den Drang nach dem alten Gewohnten, aber die Zigaretten schmecken einfach nur widerlich und ich will sie gar nicht mehr anfassen. Mein Ziel ist, das Nikotin die nächsten 2 Jahre auf Null zu reduzieren, aber das Dampfen möchte ich nicht mehr aufgeben. Natürlich wäre es ohne Gesünder, aber wieso sollte ich die perfekte Lösung aufgeben, den perfekten Kompromiss für mich? Ich kann meine liebgewonnenen Angewohnheiten noch behalten und das mit mehr Geschmack und bin dennoch weg von den Zigaretten. Ich belaste nicht mehr andere mit meinem Genuss und schade niemanden damit. Inzwischen dampfe ich seit etwa drei Wochen und es geht mir schon viel besser. Kein Husten mehr, ich kann wieder Lachen ohne Hustenanfall, meine Verdauung hat sich normalisiert, welche bei mir immer ein Schwachpunkt war und ich habe keine Dauerhalsschmerzen mehr. Ich fühle mich fitter und komme nicht mehr so schnell aus der Puste. Selbst meinem Lebensgefährten geht es inzwischen besser und er hustet weniger als vorher.

So euphorisch ich darüber bin, endlich die Lösung für mich gefunden zu haben… ist auch Angst dabei. Angst davon was die TPD2 verändern wird, Angst davor dass ich diese neue schon nach wenigen Tagen liebgewonnene Leidenschaft wieder verliere. Weil andere nicht verstehen welche Chancen in den E-Dampfgeräten stecken. Weil andere bestimmen wollen wie ich mein Leben zu leben habe. Als Raucher wird man gesellschaftlich ausgeschlossen, immer ein wenig mehr in die Ecke gedrängt. Doch auch als Dampfer soll dies mit einem passieren. Obwohl wir Dampfer niemandem Schaden. Zum ersten Mal erlebe ich den Entzug von den Zigaretten ohne Unruhezustände, ohne Herzrasen, ohne schlaflose Nächte, ohne Aggressionen und Stimmungsschwankungen und das soll alles bald vorbei sein? Die TPD2 kam für neue Dampfer sehr schwammig daher und auch die erfahrenen Dampfer wissen nicht was noch kommen wird. Ich bin sehr für Sicherheit und Forschung, aber ich möchte nicht dass sie eingesetzt wird, um den Fortschritt und Durchbruch, den das Dampfen für die Tabakbekämfung bedeuten könnte, zu unterbinden. Genauso kann ich nicht verstehen, wieso wir bei den Liquids eingeschränkt werden sollten. Ich möchte weiterhin mein geliebtes Minzaroma dampfen. Ich mische es gerne mit etwas fruchtigem. Das hilft mir, mich von den Zigaretten fernzuhalten. Gerade diese Geschmacksvielfalt macht für mich das Dampfen attraktiver als die Zigaretten. Die Politiker verstecken sich hinter fadenscheinigen Argumenten. Sie hören uns nicht zu, dabei sollten sie unsere Interessen vertreten. Ich möchte keinesfalls wieder zurück zur Zigarette und dafür werde ich mich einsetzen. Damit übervorsichtige Gesetze, die Äpfel mit Birnen vergleichen, nicht meine Lebensqualität und meinen freien Willen, selbst entscheiden zu dürfen was ich konsumiere und was nicht, beschränken.

Vielen Dank fürs Lesen
Silvia Römer