Meine Rauchergeschichte begann vor 40 Jahren. Damals, im Alter von 14 Jahren, in der Clique in der Schule, wie wohl bei so manchen aus meiner Altersgruppe. Der Rauch schmeckte anfangs scheußlich, klar, doch schon bald hatte ich mich an die Zigaretten gewöhnt. Meine Eltern bekamen es natürlich schnell heraus, dass ich heimlich mit dem Rauchen angefangen hatte – und erlaubten es mir Zuhause. Mein Vater rauchte damals selbst noch, hat es allerdings einige Jahre später komplett aufgegeben. Mir ist das nicht so bald gelungen…

Ich habe all die Jahre allerdings auch nie ernsthaft darüber nachgedacht, mit dem Rauchen aufzuhören, geschweige denn, es versucht zu haben. Denn mir war klar, dass das sehr schwer werden würde. Warum sollte ich mir diesen Stress machen? Mir ging es ja eigentlich mit dem Rauchen nicht schlecht. Okay, die Kondition hätte besser sein können, die dauernd stinkende Kleidung nervte, die ständig steigenden Kosten für den Drehtabak und die Zigaretten mussten zeitweise anderweitig durch Verzicht kompensiert werden und in den letzten Jahren wurde man als Raucher in der Öffentlichkeit zunehmend ausgegrenzt. Aber hey, draußen vor der Kneipentür, wo die Raucher beisammen standen, war’s oft geselliger als drinnen, wo die Nichtraucher sitzen blieben. Und die Rauchpausen während der Arbeitszeit entwickelten sich sozusagen zu den Taktgebern und Highlights eines jeden Arbeitstages.

Kurzum: Ich hatte nie die Absicht, das Rauchen aufzugeben. Auch nicht im April dieses Jahres. Ich wollte mich im Netz nur eingehender darüber informieren, welche Verschärfungen das neue Tabakgesetz für Raucher mit sich bringen würde. Von den zukünftig auch in Deutschland vorgeschriebenen Schockfotos auf den Packungen hatte ich gelesen. Aber würde es auch wieder Steuererhöhungen geben? Oder weitere Schikanen? Außerdem hatte ich auf die Gruselbilder nun gar keine Lust und wollte mich schon einmal nach Bezugsquellen für schicke Zigarettenetuis und Tabakbeutel zum Umfüllen umschauen.

Bei meinen Recherchen bekam ich, anfangs noch nebenbei, mit, dass auch E-Zigaretten durch das kommende Tabakgesetz reguliert würden. Und das sogar in ganz erheblichem Maße. Das erschien mir unsinnig. Zwar wusste ich bis dahin praktisch nichts über E-Zigaretten, doch dass kein Tabak drin ist, hatte ich denn doch mitbekommen. E-Zigaretten waren für mich bis dahin diese lustigen bunten E-Shisha-Dinger, die man an der Tankstelle kaufen konnte. Oder diese möchtegern Lifestyle-Teile, von denen ich schon dann und wann einmal einen Werbespot im Fernsehen gesehen hatte. Nutzloser Spielkram, m.E.

Was also war so gefährlich an E-Zigaretten, dass man seitens der Gesetzgebung so sehr darauf bedacht schien, deren Gebrauch einzuschränken?

Per Internet-Suche stieß ich bald auf jede Menge Artikel und Beiträge in div. Online-Publikationen der Boulevard-Presse, bei den privaten Fernsehsendern sowie auf zweifelhaften Gesundheits-Portalen, in denen unisono und plakativ vor diversen Gefahren der E-Zigaretten gewarnt wurde. Von einer “Popcorn-Lunge” war die Rede, vom “Chemiecocktail”, von angeblich enthaltenen hochgiftigen Stoffen oder der “Einstiegsdroge” Nikotin. Und natürlich jedesmal von den Jugendlichen, die es vor dem “neuen Suchtmittel” zu schützen gelte.

Auffallend war, dass sie fast alle immer genau das gleiche schrieben und sich dabei regelmäßig auf Berichte aus fast immer ein und derselben Quelle beriefen. Das alles konnte man doch nicht ernst nehmen, oder? Dafür waren die Artikel, einer wie der andere, einfach “zu dick aufgetragen” und in ihrer Intention zu durchschaubar. Hier sollte ganz gezielt und einseitig Meinungsbildung betrieben werden. Als wirklich enttäuschend empfand ich, dass sogar die öffentlich rechtlichen Sender ganz genauso undifferenziert den selben Unsinn wiederkäuten.

Für mich ließ das alles nur den Schluss zu: Wenn auf allen Kanälen derart massiv Propaganda gegen ein Produkt betrieben wird, dann musste mehr dahinter stecken, als man mir weiß machen wollte.

Und wo waren eigentlich die angeblich massenhaft zunehmende Zahl von E-Zigarettenkonsumenten, die man vor sich selbst schützen zu meinen und somit von ihrem schädlichen Tun abhalten müsse?! In den o.g. Berichten kamen Vertreter dieser Leute nur selten, wenn überhaupt, zu Wort.

Nun, ich fand sie in den Dampfer-Foren und -Blogs und auf YouTube in ihren Kanälen. Und nicht zuletzt auch hier auf dieser Seite mit all den ExRaucher-Geschichten.

Ich las und sah so viele authentische Berichte von Menschen, die durch das Dampfen vom Rauchen los gekommen sind. Ich fand viele Informationen und Verweise auf seriöse(!) Quellen und Studienergebnisse, die, mich nun schon nicht mehr überraschend, zu völlig anderen Ergebnissen kamen, als all das, was aus Heidelberg verbreitet wurde und wird. Ich erkannte, worin die tatsächliche “Gefahr” der E-Zigaretten besteht – und für welche Interessengruppen. Und das sind ganz gewiss nicht die Konsumenten!

Noch wusste ich zwar immer noch nicht, ob das Dampfen mir persönlich Freude machen würde – oder gar die Zigaretten ersetzen könnte, wie es von so vielen dampfenden Ex-Rauchern berichtet wurde. Aber nun wollte ich es wissen! Was hatte ich schon zu verlieren, abgesehen von vielleicht den paar Euro für das Starter-Set und die Liquids? Andererseits könnte ich soviel gewinnen…

Mitte Mai erhielt ich die Sendung mit meiner ersten E-Zigarette. Dazu hatte ich noch einen Probierpack mit zehn kleinen Fläschchen mit verschiedenen Tabakaromen-Liquids mitbestellt.

Mein Start mit dem Dampfen stellte sich dann erst einmal als nicht so optimal heraus. Das lag zum einen an meinem gewählten Einstiegsgerät, zum anderen und vor allem aber an den Liquids. Da ich mich für einen starken Raucher hielt (in den letzten Jahren habe ich täglich gut ein Päckchen Half Zware pro Tag verbraucht), hatte ich Liquids mit 20mg/ml Nikotingehalt bestellt. In Kombination mit der Dampfe und meiner noch ungeübten Zugtechnik war das Ergebnis viel zu stark. Ich musste husten, wie wohl noch nie zuvor in meinem Leben. Aber: Es war auch ein (buchstäblich eindrücklicher) Beweis, dass das Dampfen ein dem Rauchen ganz ähnliches Erlebnis ermöglicht. Dass das so sein würde, konnte ich mir vorher nicht vorstellen, ohne es selbst probiert zu haben.

Aus Heidelberg heißt es warnend, Dampfen würde die Atemwege reizen. Ja genau! Genauso will ich das auch haben! Dieses, in Dampferkreisen als “Throat Hit” bezeichnete, Druckgefühl beim Inhalieren in den Bronchien war für mich immer das A&O beim Rauchen. Deswegen rauchte ich starke Selbstgedrehte und keine Light-Zigaretten. Ohne das, geht es bei mir (noch jedenfalls) gar nicht. Nur nicht unbedingt gar so heftig wie beim ersten Dampf-Versuch. 😉

Gleich am nächsten Tag bestellte ich ein zweites, höherwertiges Gerät mit regelbarem Akkuträger plus wieder verschiedenen Liquids, diesmal mit weniger Nikotingehalt. Und mit fruchtigen und süßen Aromen. Schmeckten mir meine zuerst bestellten Tabakaromen doch eher nach Stroh.

Mit der neu erworbenen Kombi und den schwächeren Liquids hat mir das Dampfen richtig Freude gemacht. Und es schmeckte gut! Nach Vanille, nach Zimtkuchen, nach Apfel und Waldbeeren. Die Zigaretten haben mir dagegen in all den Jahren nie gut geschmeckt. Doch nahm ich es halt in Kauf. Pfefferminz-Bonbons waren mir ständige Begleiter, um den schlechten Geschmack im Mund loszuwerden und meine Mitmenschen hoffentlich nicht zu sehr anzustinken.

Nach kurzer Eingewöhnungszeit hatte ich meine neue Dampfe so eingestellt, dass der Dampf beim Inhalieren vom Gefühl her dem Zug an einer meiner Selbstgedrehten schon sehr nahe kam. Das funktionierte wirklich! Mir war bald klar: ich würde keinen Tabak mehr nachkaufen müssen und wollen. Allerdings hatte ich noch einen Vorrat hier liegen.

So dampfte und rauchte ich in den folgenden Wochen noch parallel, je nach Lust und Laune. Wozu auch mir unnötig Stress machen? Ich hatte 40 Jahre lang geraucht, da kam es mir auf die paar Wochen mehr auch nicht mehr an. Wobei der Griff aber schon immer häufiger zur Dampfe statt zum Tabakbeutel ging.

Nach knapp einem Monat war der noch vorhandene Tabakvorrat aufgebraucht. Die letzte Zigarette habe ich noch einmal mit einer gewissen “Andacht” geraucht, danach die nun überflüssigen Rauchutensilien beiseite geräumt – und das war’s bei mir mit dem Rauchen.

Wenn ich die Umstiegs-Storys manch anderer Ex-Raucher lese, darf ich mich sicher glücklich schätzen, den Umstieg ohne jeglichen Stress, Nervosität oder schlimmere Entzugserscheinungen geschafft zu haben. Hätte mir jemand vor einem viertel Jahr erzählen wollen, dass ich bald nicht mehr Rauchen würde, ich hätte dem- oder derjenigen wohl einen Vogel gezeigt. So richtig kann ich es bis heute immer noch nicht fassen, wie ich binnen weniger Wochen, quasi einfach so nebenbei, eine vierzig Jahre lang währende Sucht hinter mir gelassen habe.

Klar, anstelle der Zigaretten hänge ich nun oft an einer meiner Dampfmaschinen – mittlerweile schon fünf an der Zahl. Ich finde trotzdem: das war ein guter Tausch!

Schmacht nach einer Zigarette habe ich seit der letzten bislang nie verspürt. Durchaus aber erheblichen Schmacht zu Dampfen. Und deshalb will ich mir das Dampfen keinesfalls wieder wegnehmen lassen! Ich wünschte nur, ich hätte es viel eher für mich entdeckt. Heute bleiben voraussichtlich nur noch wenige Monate, sich mit allem nötigen für die nächsten Jahre ausreichend zu bevorraten, bevor die Regulierungen der TPD2 endgültig greifen. Für mich voraussichtlich zu wenig Zeit.

Was bleibt ist die Hoffnung, dass – trotz aller Repressalien und in den Medien verbreiteten Falschinformationen – noch viel mehr Raucher für sich herausfinden, dass das Dampfen tatsächlich eine das Rauchverlangen gleichwertig ersetzen könnende, dabei aber um ein vielfaches weniger schädliche Alternative darstellt. Ganz abgesehen von all den anderen Vorteilen des Dampfens. Dann sind wir vielleicht eines Tages doch viele genug, um ein Umsteuern der Politik zu bewirken.

Diese Webseite und all die Autoren, die hier ihre ExRaucher-Storys bereits veröffentlicht haben – ebenso wie diejenigen, die es in Zukunft hoffentlich noch vielfach tun werden, tragen mit ihrem Engagement für eine glaubwürdige Aufklärung viel dazu bei!

Joachim Hildebrand, Trebbin, August 2016