Im März 2015 hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Ich nahm am Jahrestreffen eines Vereins teil, dieser fand in einem Landgasthof bei Fulda statt, dort wurde auch übernachtet. Irgendwann in der Nacht wurde ich wach und verspürte das Verlangen zu rauchen. Ich drehte mir eine Zigarette und trat über zwei Holzstufen auf den kleinen Balkon hinaus. Es war kalt und es nieselte. Ich malte mir aus, was hätte passieren können, wenn ich auf den Holzstufen ausgerutscht wäre. Vielleicht hätte ich mir den Kopf aufgeschlagen und läge bewusstlos in der Kälte. Schluss jetzt mit der Raucherei!

Ein knappes Jahr vorher hatte ich schon eine einwöchige Raucherpause während eines Urlaubes hinter mir. Aber Urlaub ist Urlaub und Alltag ist Alltag. Dass es elektrische Zigaretten als eine Alternative gab, wusste ich, jetzt machte ich Ernst.

Am 2. April 2015 zog ich zum ersten Mal an einer solchen. Und obwohl es nur eine Cigalike war (also eine E-Zigarette in der Optik der Tabakzigarette), wusste ich: Das wird mich zukünftig begleiten, das ist die Lösung meines Raucherproblems.

Ich war Suchtraucher. Kurz nach meinem Dampfbeginn, mein Rauchverhalten noch in unmittelbarer Erinnerung, machte ich den Fagerström-Test. Ich erreichte beachtliche acht von zehn Punkten. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass mir kein Lungenkrebs oder eine andere schwere Erkrankung drohte, hatten sich doch nach über 45 Jahren Tabakrauchen eine Reihe von gesundheitlichen und anderen Problemen eingestellt, die mir einfach nicht mehr passten.
Tabakkrümel und Asche nervten mich und meine gelben Finger fand ich furchtbar. Schlimmer war jedoch der ständige Raucherhusten, zuletzt auch Hustenanfälle mitten in der Nacht. Und schlimm war auch die Belastung der oberen Atemwege, die Nase war meistens zu.

Natürlich konnte ich mit der Cigalike den Zigarettenkonsum nicht völlig herunterfahren, aber bei einer Reduzierung der 6mm-Selbstgedrehten von 30 auf 10 Stück pro Tag stellten sich umgehend Besserungen ein. Und nachdem ich in dieser Phase des Umstiegs bei der EVOD 2 (ein Umsteigergerät jener Zeit par excellence) angekommen war, war dann auch Schluss mit dem Tabakrauch. Seit Juli 2015 habe ich keine Zigarette mehr geraucht.

Den weiteren Verlauf bis heute zu erzählen, wäre ermüdend. Nur soviel: Ich begann alsbald mit dem Selbstwickeln und dem Selbstmischen meiner Liquids, kaufte das, was ich für notwendig erachtete in China und verfolgte auch immer mit großem Interesse die kontroversen Diskussionen über das Dampfen. Ich war und bin stiller Mitleser in allen einschlägigen Foren und bis heute informiere ich mich auf Youtube, was es neues an Geräten gibt, was diese so können und wie man mit diesen umgeht.

Meine aktive Dampferflotte umfasst jetzt ungefähr zehn Akkuträger, etwas mehr Selbstwickelverdampfer, die ich mit verschiedenen mir schmeckenden Liquids abwechselnd nutze. Und gesundheitlich ging es mir nie so gut wie heute: Freies Atmen, besserer Geschmackssinn, ruhigerer Schlaf, kein Suchtdruck. Ich bin also angekommen, und da in den vergangenen fast vier Jahren alte Hobbys doch zu kurz gekommen sind, werde ich mich jetzt wieder verstärkt diesen zuwenden.

Ich hatte im übrigen nie Angst vor Propylenglykol und Glycerin, vor natürlichen und künstlichen Aromen, vor Menthol und Nikotin, vor Lithium-Ionen-Akkus und Ladegeräten. Ich bin all diesen Dingen aber immer mit dem notwendigen Respekt und der notwendigen Sorgfalt begegnet und habe mich darüber möglichst umfassend informiert. Und ich bin ein Mensch, der sich für Technik begeistern kann.

Und wenn Ihr überlegt, das Dampfen doch einmal auszuprobieren: Informiert Euch, schaut Videos, fragt kundige Dampfer, meldet Euch in einem Forum an. Und vor allem: Lasst Euch keine Angst machen von Leuten, die vielleicht einen Titel, ein Amt oder eine bessere Ausbildung vorzuweisen haben. Was sie nämlich nicht besitzen ist Intelligenz und gesunder Menschenverstand. Und deswegen gönnen sie Euch Genuss, Gesundheit und Gelassenheit nicht. Nehmt es Euch, es ist Euer Recht!

Günter Fritzsche