Vom Raucher zum Dampfer, das ging überraschend schnell, wenn auch mit Hindernissen. Über meine Raucherkarriere respektive Rauchervergangenheit möchte ich (53) gar nicht erst groß schreiben. Ich habe gerne und viel geraucht, angefangen mit Filterzigaretten, später dann Zigarillos, ohne Filter, und hatte mich praktisch schon damit abgefunden, dass diese Dinger mein Leben sicherlich deutlich verkürzen würden. Es war mir egal. Dann kam der Tag im August 2017, als „meine“ Sorte plötzlich aus den Regalen im Supermarkt gegenüber verschwand. Es gab sie nur noch mit Filter und die schmeckten mir nicht. Filterlose werden nicht mehr geliefert, hieß es. Auf eine andere Marke wechseln wollte ich nicht, die schmeckten mir nicht und waren noch dazu deutlich teurer. Auf Zigaretten zurückgreifen, wie früher? Niemals mehr! IQOS ausprobieren? Nein, Danke! Also gab es erst mal eine Zwangspause. Überlegungen wurden angestellt, und Kalkulationen, mit der erschreckenden Erkenntnis, dass mich die Raucherei Jahr für Jahr rund 1.900 Euro gekostet hat. So konnte das jedenfalls nicht weitergehen! Einfach so komplett aufhören? Nein, das wollte ich nicht. Nicht aus Angst vor etwaigen Entzugserscheinungen oder dergleichen. Aber ich liebe meine Gewohnheiten, das Ritual, die Haptik. Deshalb kamen auch keine Nikotinersatzstoffe infrage, auf die hätte ich dann ohnehin verzichtet.

Aus irgendeinem Grund, ich weiß es heute nicht mehr, kam mir die E-Zigarette in den Sinn, von deren Existenz ich zwar wusste, die mich bisher aber nie interessiert hatte. Ahnungslos und naiv zu glauben, ich könnte mir eine E-Zigarette in einem der gut sortierten Tabakläden in der nächsten Großstadt besorgen, fuhr ich eines Tages hoffnungsvoll in die Stadt. Jedoch: Außer ein paar verstaubten und wenig vertrauenerweckenden „Cigalikes“ hier und da in der hintersten Ecke nach meterlangen Tabakregalen gab es einfach nichts, von Beratung ganz zu schweigen. Also fuhr ich wieder nach Hause, nicht ohne doch noch unterwegs einige Restposten meiner geliebten Zigarillos zu ergattern, die mich die letzten Tage als Raucher begleiten sollten.

Schnell wurde klar: Es gab zu diesem Zeitpunkt in meinem näheren Umfeld offenbar keinen Dampferladen. Ich kannte auch niemanden, der bereits Dampfer war und mir hätte hilfreich zur Seite stehen können. Und so fing ich damit an, im Internet zu recherchieren und machte mich erst einmal schlau, auch um mich mit dieser für mich neuen Materie auseinanderzusetzen. Und das war gut so! Ich fing an zu lesen, sehr viel zu lesen, etwa in diversen Foren und zahlreichen Onlineshops und stieß dabei auch hin und wieder auf wenig erfreuliche Presseberichte. Mehrere Tage verbrachte ich damit, vielleicht auch eine Woche oder mehr. Mein Wortschatz erweiterte sich mit vielen neuen und meist englischen Fachbegriffen. Irgendwann landete ich auch bei Youtube und fand dort zahlreiche Kanäle zum Thema E-Zigarette, mit vielen Reviews, oft zu Geräten, die (noch) nicht in Deutschland erhältlich waren, natürlich auch ältere Beiträge zu Geräten, die es schon nicht mehr gab, aber durchaus auch mit einigen Tipps zum Einstieg, gerade von den älteren Youtubern, die schon länger dabei waren. Eine wahre Fundgrube!

Und dann kam der Tag, meine Zigarillos gingen langsam zur Neige, da landete ich auf „seinem“ Kanal, im Himmel, im Liquidhimmel! Dort fand ich eine Reihe für mich ausgesprochen informativer Videos zum Einstieg, unter anderem ein Review zur Innokin Endura T18. Da kam mir die Erleuchtung und ich habe mir eine T18 nebst einer T22 bestellt, sowie Ersatzcoils und zwei Liquids zum Probieren, erst mal ohne Nikotin. Nikotin ist ja so gefährlich! Am 1. September 2017 trafen die Geräte bei mir ein. Akkus geladen, befüllt, gewartet, gedampft, begeistert! Die T18 verlieh ich probehalber noch am selben Tag meiner Freundin (54), denn diese, selbst starke Raucherin, hatte ich zwischenzeitlich über meinem Umstieg aufs Dampfen eingeweiht, und sie war sofort daran interessiert und gespannt darauf.

Ich habe seit diesem Tag keinen Tabak mehr konsumiert, die restlichen Zigarillos warf ich einige Tage später in den Müll. Die Zigaretten meiner Freundin waren dann nach einer Woche ebenfalls Vergangenheit. Stattdessen wurde sie stolze Besitzerin ebenfalls zweier T18.

In den ersten Monaten kamen dann noch für jeden zwei weitere Akkuträger nebst Akkus und Ladegeräten und drei weitere Verdampfer hinzu. Alles in allem eine ordentliche Investition. Das war es dann aber auch. Jedenfalls was die technische Seite betraf. Blieb noch die Sache mit den Liquids. Die diversen gekauften Fertigliquids, zwischenzeitlich natürlich mit Nikotin, halfen uns zwar vorerst gut über die Runden, aber so richtig nach unserem Geschmack fanden wir diese nicht. Ich erfuhr von einem kleinen Werksverkauf eines Aromaherstellers in unserem Landkreis, der dort seit einigen Jahren Aromen speziell fürs Dampfen vertreibt, aber auch Basen, Nikotin und Zubehör, und das in unserer Nachbargemeinde, so ein Zufall! Dort konnten und können wir alle Aromen in Ruhe ausprobieren und seither mischen wir unsere Lieblingsliquids einfach selbst und sparen dabei noch deutlich.

Gesundheitlich geht es uns nach jetzt nach rund 15 Monaten erstaunlich gut. Hatten sich bereits nach drei Wochen merklich Verbesserungen eingestellt, fällt das Atmen heute wieder leicht, das Drücken auf der Brust ist weg, kein morgendliches Abhusten mehr, der Blutdruck hat sich verbessert. Treppensteigen und Wandern? Auch das ist ohne Zwangspausen zum Luft schnappen wieder möglich. Geruchs- und Geschmackssinn sind wieder voll ausgeprägt, Essen ist wieder ein Genuss! Nichts stinkt und vergilbt mehr, weder die Räumlichkeiten noch die Klamotten oder die Hände. Den Nikotinanteil haben wir mit der Zeit auf ein moderates Level reduzieren können, kurioserweise hat sich der Kaffeekonsum ebenfalls reduziert, etwa auf die Hälfte.

Wer Angst hat vor dem, was sich in den Liquids befindet, der schaue in seine Vorratskammer, seinen Medikamentenschrank und sein Bad. Es ist schon erstaunlich, worin sich diese Stoffe befinden, und dass wir diese schon lange zu uns nehmen oder ins Gesicht schmieren.

An misstrauische Blicke und abfällige Bemerkungen, etwa, dass das Dampfen ja noch viel schädlicher wäre als das Rauchen, daran muss man sich gewöhnen. Es ist schwer, jemanden mit solch vorgefestigter Meinung, ob Nichtraucher oder gerade auch Raucher, vom Gegenteil zu überzeugen. Ich habe es zweimal versucht und gemerkt, dass ich dabei auf Granit stoße. Es kostet auch zu viel Kraft und Zeit, Überzeugungsarbeit zu leisten, wenn noch nicht einmal das Interesse geweckt werden kann. Das ist mit ein Grund, warum ich unsere Erfahrungen mit unserem Umstieg hier gerne teile.

Zur TPD2 kann ich nicht viel schreiben, wir sind quasi Post-TPD2-Einsteiger und kennen die Situation davor nicht wirklich, aber ich verfolge die Thematik mit großem Interesse. Die Begrenzung auf 20mg/ml Nikotingehalt in den Shots ist für uns in Ordnung, aber die Einschränkung, diese nur in Dosen à 10ml veräußern zu dürfen, ist unbegreiflich. Es ist lästig und umständlich, macht es teuer und hinterlässt zu viel Plastikmüll. Wobei: Die kleinen leeren Fläschchen nehme ich zwischenzeitlich auch zum Anmischen und Ausprobieren neuer Liquids, somit finden sie wenigstens ein zweites Mal Verwendung. Die Registrierung und 6-monatige Wartefrist für neue Produkte ist eine Farce, was soll das? Auch warum es innerhalb der EU deutliche Unterschiede in der Umsetzung der TPD2 gibt, ist und bleibt mir ein Rätsel. Wenn wir nur halb so viel dampfende Politiker hätten wie seinerzeit rauchende Politiker im Bundestag zu sehen waren, sähe das wohl anders aus, meine ich.

Zum Schluss eine kleine Anekdote:

Neulich in meinem Supermarkt an der Kasse: „Es gibt sie ja doch wieder, meine Zigarillos ohne Filter!“, sprach ich die Verkäuferin an. „Welche? Diese hier? Wie viel möchten Sie?“ erwiderte sie mir. Ich: „Nein, Danke, jetzt ist es zu spät, ich habe aufgehört zu rauchen, jetzt benötige ich keine mehr!“ Antwort: „Sie glücklicher!“

Der 1. September ist seitdem unser beider Dampfer-Jahrestag.

Danke Penny! Danke Philgood!

Jürgen B.