Geraucht habe ich seit meinem dreizehnten Lebensjahr, erst Selbstgedrehte und irgendwann mit steigendem Einkommen Prince Denmark, danach Gauloises – viele, viel Jahre. Schleichend wurde der Konsum immer etwas mehr, bedingt durch lange Tage am Schreibtisch, irgendwann war ich bei zwei Schachteln.
Man müsste mal aufhören, das kam mir öfter in den Sinn. Light-Zigaretten habe ich schon immer genauso verabscheut wie Light-Lebensmittel: Richtig oder gar nicht, keine faulen Kompromisse.
Die Luft wurde schon mal knapper, da ich aber immer viele Kilometer in sehr gemächlichem Tempo gewandert bin, fiel es nicht so auf. Gewohnt habe ich im EG, da hat man auch eher selten das Pfeifen der Lunge beim Treppensteigen.
Plötzlich lief mir völlig unerwartet mein damals erster Freund (hach, Jugendliebe) über den Weg, wir hatten uns 30 Jahre nicht gesehen. Er hatte mittlerweile aufgehört zu rauchen und roch ganz angenehm, atmete auch gut. Ziemlich schnell war klar, den Rest des Weges möchten wir gemeinsam gehen. Dadurch stand für mich irgendwie die große Bilanz an, denn man möchte ja auch ein attraktiver Weggefährte sein. Als erstes sollten sich mal ein paar Kilo verflüchtigen und ich interessierte mich, für diese Low-Carb-High-Fat Methode. Nix mit Kalorien reduzieren, Fett gegen Hunger, das fand ich lustig. Ich lebte erschlankt vor mich hin und schrieb eines Tages dort im Forum, jetzt müsste ich nur noch mit der elenden Raucherei aufhören. Eine kurze Antwort einer aufmerksamen Foristin später (gesegnet soll sie sein, 100 Jahre alt werden, gesund und gutgelaunt!) wurde ich zum Dampferboard geschickt. Da habe ich rauf und runter gelesen und kurz drauf zog die erste Evod bei mir ein. Die ersten Tage habe ich noch ein paar Zigaretten nebenbei geraucht, doch die Dampferei klappte sofort sehr zufriedenstellend. Natürlich sind in kürzester Zeit allerlei Verdampfer und Liquids bei mir eingezogen. Eine lange Zeit habe ich mir meine Sonntagszigarette gegönnt, eine Tasse Kaffee dazu. Sie hat mich immer wieder daran erinnert, wie schlecht Rauchen eigentlich schmeckt. Die Erwartung im Kopf ist riesengroß, der Geschmack erfüllt diese nicht annähernd.
Jetzt habe ich im laufenden Jahr 2015 schon zwei Zigaretten geraucht, gesundheitlich sicherlich zu vernachlässigen. Aber seit 1,5 Jahren dampfe ich gemütlich mit 9mg Nikotin vor mich hin. Ich bin so entspannt, hab keinen Suchtdruck – und man munkelt, ich rieche auch deutlich besser. Einige meiner rauchenden Freunde ließen sich von meiner Begeisterung mitreißen und dampfen heute auch.
Ich bin mir dessen deutlich bewusst: Klare Bergluft zu atmen wäre das gesündeste. Aber realistisch betrachtet ist es für mich ein wahnsinniger Fortschritt, nicht mehr rauchen zu müssen, besser Luft zu bekommen, eine bessere Durchblutung zu haben.
Wenn ich an die bevorstehende Umsetzung der TPD2 denke, packt mich die kalte Wut! Für das angebliche Ziel, die Welt irgendwann einmal komplett rauchfrei zu haben, werden die Raucher einfach geopfert. Ob es ein Nichtraucher verstehen kann oder auch nicht: Mit dem Rauchen aufzuhören ist so schwer, dass sich viele Raucher dem ernsthaften Versuch erst gar nicht stellen. Anstatt das Dampfen so sehr zu regulieren, dass es keine attraktive Alternative zur Zigarette mehr darstellt, wäre es eigentlich die Aufgabe der Wissenschaftler, Ärzte und Medienmenschen, den Rauchern laut zuzurufen: “Hier kommt die tollste Erfindung der letzten Jahre! Macht euch frei! Versucht es, dampft- es ist ganz einfach! Ihr werdet euch in kürzester Zeit viel besser fühlen! Es ist angenehmer und gesünder, auch für das Umfeld!”
Iris Schneider, Oderberg