Dampfer bin ich seit August 2017. Meine letzte Zigarette habe ich wenige Tage nach meinem Einstieg in die Dampferwelt geraucht. Zu meiner Person: Ich bin 34 Jahre alt und habe vor dem Dampfen 15-30 Zigaretten am Tag geraucht. Angefangen zu rauchen habe ich etwa mit 17 Jahren. Eigentlich wollte ich nie wirklich mit dem Rauchen aufhören. Zumindest konnte ich es mir nicht wirklich vorstellen. Zu sehr war das Rauchen Teil meines Lebens geworden. Auf das morgendliche Ritual, nach dem Essen, zu stressigen Situationen, in gemütlicher Runde oder einfach nur zum Entspannen wollte ich nie wirklich verzichten. Ich genoss die Ruhe, die ich hatte, wenn ich allein rauchte. Seinen Gedanken freien Lauf lassen. Auch wenn es für den einen oder anderen völlig bescheuert klingt, aber für mich hatte das Rauchen schon teilweise meditativen Charakter. Somit bereitete mir allein schon der Gedanke ans Aufhören Unbehagen. Jedoch war mir klar, dass Rauchen ernsthafte gesundheitliche Gefahren birgt. Also beschäftigte ich mich mit dem Thema. Ich las einige Bücher zum Rauchstopp und bewunderte Leute, die mit eigenem Willen, Hypnose oder Seminaren vollkommen abstinent wurden. Meine eigenen halbherzigen Versuche mit dem Rauchen aufzuhören sind jedoch spätestens 24 Stunden später kläglich gescheitert. Auch Versuche meinen Zigarettenkonsum auf max. 5 oder gar 10 Glimmstängel pro Tag zu reduzieren, waren nur wenige Tage von Erfolg gekrönt.
Im November 2016 hatte ich meinen ersten Kontakt zu einer E-Zigarette. Ich bestellte mir beim „Amazonas“ eine Thorvap 60 W. Leider machte ich den Fehler, dass ich nicht noch nikotinhaltige Liquids dazu bestellte. Ich fand die E-Zigarette geschmacklich ganz gut und auch dass das Dampfen eine mögliche Ersatzhandlung darstellte, fand ich interessant. Aber ohne das Nikotin erfuhr ich nicht die gleiche Befriedigung wie mit der herkömmlichen Zigarette. Somit landete meine erste Dampfe zunächst in der Ecke und verstaubte. Eine recht oberflächliche Internet-Recherche zu Thema einerseits und negative Berichterstattungen von Massenmedien zur E-Zigarette andrerseits sorgten dann dafür, dass ich mich nicht mehr mit dem Thema beschäftigte.
Im Juli 2017, also über ein halbes Jahr später, wurde ich auf die Iqos-Zigarette durch Plakat-Werbung aufmerksam. Ich wollte sie mir eigentlich in einem Tabak-Laden besorgen, der jedoch auch Dampfer-Utensilien verkauft. Dort wurde ich von einer netten Verkäuferin beraten, die mich sowohl das Iqos-System als auch verschiedene Liquids probieren ließ. Sie erklärte mir auch, dass zum Umstieg sehr wohl Nikotin notwendig sei und bei der E-Zigarette durchaus weniger Schadstoffe entstünden. Den Laden verließ ich dann nicht mit einer Iqos, sondern mit 3 Fläschchen 12er Liquid in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Zuhause kramte ich dann meine Thorvap heraus und setzte diese dann mit den neuen Liquids in Betrieb. Die nächsten Tage war ich Dual-User, rauchte und dampfte also gleichzeitig. Es kamen einige Liquids hinzu. Vor allem zu Hause ersetzte ich einige Zigaretten durchs Dampfen. Auf die ersten Züge meiner Dampfe musste ich oft husten, somit rauchte oder dampfte ich je nach Lust und Laune. Auch unterwegs hatte ich sowohl Zigaretten als auch meine Dampfe dabei. Zum einen gab mir das eine gewisse Sicherheit, falls ich doch Lust zu rauchen verspürte. Zum anderen war mir das Dampfen in der Öffentlichkeit etwas unangenehm.
Dann folgte im August 2017 ein zweiwöchiger Urlaub, in dem ich stressfrei und ohne Zwang in wenigen Tagen meinen Zigarettenkonsum völlig einstellte. Eigentlich hatte ich mir lediglich vorgenommen meinen Konsum auf max. 5 Zigaretten pro Tag zu reduzieren und die restliche Zeit mit Dampfen zu überbrücken. Schon am ersten Tag meines Urlaubs gelang mir das auch. Die folgenden Tage hielt ich mein Vorhaben auch ein, bemerkte jedoch, dass auch unter fünf Zigaretten am Tag mir keine allzu großen Schwierigkeiten bereiteten, wenn ich genug und vor der Zigarette so viel dampfte, dass mir die Lust auf die Zigarette verging. Und am Ende der ersten Urlaubswoche rauchte ich dann meine bis dato letzte Zigarette. Ich habe aus dieser Zeit sogar noch einige eingeschweißte Zigarettenpäckchen, die hoffentlich auch für immer eingeschweißt bleiben werden. Ebenfalls zu dieser Zeit begann ich mich in das Thema ausführlicher einzulesen, stöberte intensiv in Foren, Blogs und Studien und schaute mir viele Youtube-Videos zum Thema an.
Ich denke, dass ich eine gewisse Zeit des dualen Usus einfach benötigt hatte, weil einem eine Zigarette schon nach wenigen Zügen eine gewisse Befriedigung beschert. Beim Dampfen dauert es länger. Ich gehe von 1-3 Minuten aus. Zumindest dürfte das bei mir so sein. Lust auf eine Zigarette verspürte ich vor allem die ersten Monate nach Rauchstopp noch. Aber ich dampfte einfach drauf los und „überdampfte“ mich dann manchmal so, dass mir schon schwummerig wurde. Das handhabe ich heute auch noch so, denn auch neun Monate seit Rauchstopp empfinde ich manchmal, wenn auch selten, den Wunsch eine zu rauchen. Besonders schwer „nein“ zu sagen, fällt es mir, wenn ich eine Zigarette angeboten bekomme. Auch würde mich eigentlich interessieren, ob mir Zigaretten überhaupt noch schmecken. Aber aus Angst vielleicht doch rückfällig zu werden, bin ich bis heute standhaft geblieben.
Manchmal musste und muss ich heute immer noch in meinem sozialen Umfeld Sprüche anhören wie „E-Zigaretten sind noch schädlicher als Zigaretten“. Meist kommt so etwas von Nichtrauchern, die sich mit der Materie überhaupt nicht befasst haben. Während mich anfangs solche Aussagen doch ins Grübeln versetzten, habe ich heute einfach nur noch ein müdes Lächeln dafür übrig. Ich bin nicht missionarisch unterwegs und versuche jeden Raucher zu bekehren und jeden Nichtraucher davon zu überzeugen, dass Dampfen besser als Rauchen ist. Nur wenn jemand selbst Interesse zeigt, erzähle ich Ihnen von den Vorteilen des Dampfens. Wenn jemand das Argument bringt, dass komplett aufzuhören, das beste sei, entziehe ich mich jeglicher Diskussion, indem ich meinem Gegenüber einfach Recht gebe. Bei den Rauchern bin ich nach wie vor auch als Dampfer integriert und werde immer gefragt, ob ich eine mit rauchen gehe (ich gehe natürlich dann mit eine dampfen).
Fertigcoiler, Selbstmischen und nun auch Selbstwickelverdampfer. Einige technischen Details:
Zurück aus dem Urlaub machte ich mich dann im September 2017 ans Selbstmischen meiner Liquids und holte mir einen weiteren Fertigcoiler (Eleaf Melo 3 mit einem Istick Power). Sowohl die Thorvap als auch meine Eleaf-Kombi erwiesen mir treue Dienste und waren beide bis letzten Monat in Betrieb. Der Thorvap war meine mobile Dampfe, da er schön handlich war. Die Eleaf-Kombi benutzte ich vor allem zuhause und auf langen Autofahrten, weil der Akku sehr ausdauernd ist (Der Istick Power ist übrigens immer noch in Betrieb). Beide Dampfen benutzte ich mit 0,3 Ohm Fertigcoils und dampfte sie bei 17-25 Watt. Hinzukam auch ein Istick Basic, weil der noch handlicher war. Aber der Geschmack konnte mich nicht überzeugen und auch die fehlenden Einstellmöglichkeiten sorgten dafür, dass ich ihn kaum benutzte.
Die für mich passende Nikotin-Konzentration reduzierte ich langsam von 12 mg/ml auf 8 mg/ml und dampfe heute noch mit 8 mg/ml. Als Base benutzte und benutze ich 50/50er. Mein Verbrauch lag anfangs bei etwa 5 ml pro Tag (Mittlerweile liege ich bei über 10 ml. Ich weiß nicht, ob das am Mehrverbrauch meiner mittlerweile benutzten Selbstwickelverdampfern liegt, oder ob sich mein Verbrauch tendenziell gesteigert hat? Hätte wohl öfters mal nachrechnen sollen…). Die Nikotinkonzentration ließe sich wohl noch weiter senken, aber ich befürchte, dass ich dann zum Dauernuckler würde und der Verbrauch noch weiter anstiege.
Mit den Fertigcoilern war ich auch wie beschrieben, lange Zeit zufrieden. Die Dampfmenge und der Geschmack reichten mir. Somit scheute ich lange das Selbstwickeln. Der Vorteil von Fertigcoils liegt auf der Hand: Alte Coil raus – neue Coil rein – fertig. Mich mit verschiedenen Drahtsorten, Drahtdurchmessern, Wicklungsdurchmessern, Wicklungsarten und Watteverlegung auseinander setzen zu müssen, darauf hatte ich zunächst wenig Lust. Was mich aber zu nerven begann, waren Chargen nicht ganz ausdauernder Fertigcoils, die ziemlich schnell anfingen zu kokeln. Ich nutzte im April 2018 die Gunst der Stunde, als sich der Feuerknopf meiner Thorvap verabschiedete und besorgte mir einen Geekvape Ammit 22 und einen Obs Engine (Eine Istick 40 W für unterwegs und eine Invoke sind ebenfalls hinzu gekommen). Ich muss sagen, dass es doch etwas tricky ist, einen Selbstwickelverdampfer so zu hinzubekommen, dass es weder sifft noch kokelt. Auch was den Draht angeht, hat man so viele Möglichkeiten, dass ich schlicht überfordert war. Mit etwas Übung und Ausprobieren ist es mir dann aber schließlich gelungen, ein für mich sehr gutes Setup zu finden: eine einfache spaced coil aus Edelstahldraht 0,4 mm; 3,5 mm Wicklungsdurchmesser; bei 5-6 Windungen; ergeben ca. 0,5 Ohm. Das ganze dampfe ich dann bei 16-22 Watt und mittlerweile auch kokel- und siffrei. Andere Wicklungen sind mir oft zu träge und schmecken mir nicht besser als meine Standardwicklung. Hinzugekommen sind diese Woche ein weiterer Ammit 22 und ein Ammit 25. Der OBS Engine hat mich zur Weißglut gebracht, weil das ganze Liquid flöten ging, was ich im Tank hatte, wenn ich nachträglich nochmals an die Wicklung musste, was gerade am Anfang sehr oft der Fall war. Auch die Gewinde waren ziemlich hakelig. Somit habe ich ihn diese Woche in Rente geschickt.
Gesundheit:
Ich denke, es kristallisiert sich gerade heraus, dass Dampfen doch wesentlich ungefährlicher ist als Rauchen und dies scheint jetzt auch langsam in den Massenmedien anzukommen. Einige Verlinkungen zu interessanten Studien finden sich im Forum. Auch die Seite der Interessengemeinschaft E-Dampfen kann ich hierzu empfehlen. Einige ernstzunehmende Studien gehen von einer bis zu 1.000fach geringeren Schadstoffemission aus. Wenn ich bedenke, dass ich als Raucher selbst mit einer Halbierung meines Zigarettenkonsums zufrieden gewesen wäre, ist die Dampfe absolut als ein großer Fortschritt zu sehen, egal ob nun eine 10, 100 oder gar 1.000fach geringere Schadstoffemission. Interessieren würde mich eine Messung der Schadstoffe in unterschiedlichen Leistungsbereichen, Metalllegierungen der Drähte, Aromen und auch der Unterschied zwischen einer frischen und einer älteren Coil. Bislang bin ich jedoch noch nicht auf dementsprechende Studien gestoßen.
Ich kann von mir zwar nicht behaupten, dass ich zum Thema Gesundheit Quantensprünge durch den Umstieg wahrgenommen hätte. Einen Marathon kann ich zwar immer noch nicht laufen, aber einige Dinge sind mir an mir aufgefallen: Wenn ich als Raucher zwei Stockwerke hoch gelaufen bin, bevor meine Atmung anfing sich spürbar zu beschleunigen, so sind es einige Monate nach dem Umstieg schon drei bis vier gewesen. Als Raucher machte sich zudem oft ein Pfeifen beim Atmen vorm Schlafen gehen bemerkbar. Das ist jetzt kaum bis gar nicht mehr vorhanden. Der Raucherhusten, d.h. das Abhusten von braunem Sekret einige male pro Tag, wurde schon nach einigen Tagen weniger. Dann war es noch gelegentlich klares Sekret und wenige Wochen nach dem Umstieg hörte es ganz auf. Auch maß ich als Raucher öfters einen erhöhten Blutdruck. Dieser ist bei den letzten Messungen stets im Normbereich. Auch die Sucht scheint sich etwas reduziert zu haben. Ich konnte berufsbedingt teilweise über neun Stunden nicht rauchen bzw. kann jetzt so lange nicht dampfen. Als Raucher hatte ich schon wenige Stunden nach Arbeitsbeginn oftmals ein sehr ausgeprägtes Verlangen nach einer Zigarette. Einige Monate nach Rauchstopp ist dieses Verlangen während der Arbeit viel geringer geworden.
Viele Umsteiger berichten auch von einem verbesserten Geschmacks- und Geruchsempfinden. Dies konnte ich jedoch bei mir nicht beobachten.
Einen gewissen Druck auf der Lunge verspüre ich am nächsten Tag nach einem sehr exzessiven Dampf-Tag fast genau so, wie nach einem sehr zigarettenreichen Tag vor Raucherstopp. Was mir zudem negativ aufgefallen ist, ist manchmal ein trockener Hals, der mich zum Husten bringt. Ist nicht sehr ausgeprägt, aber vorhanden. Wie es zu beiden Phänomenen kommt, kann ich mir nicht erklären.
Kosten:
Ich denke, es wäre nicht ganz richtig, einfach den Verbrauch an Liquid zu berechnen und dann den Anteil von Base, Nikotin-Shot und Aroma zu addieren. Das wären nur die errechneten, minimalen Kosten, die mir durch das Dampfen entstanden sind. Schließlich habe ich viele Aromen nur ein mal benutzt und dann in die Tonne gekloppt. Das gleiche galt auch für Fertigliquids, die mir nicht wirklich schmeckten und die ich somit nur anteilig gedampft habe. Außerdem kommen auch die Gerätekosten hinzu. Wie viele Geräte man besitzt, bleibt auch jedem selbst überlassen.
Daher möchte ich hier die tatsächlichen Kosten aufführen. Ich besitze eine App, in der ich über meine Ausgaben Buch führen kann. Die App berechnet auch die fiktiven Zigarettenkosten seit Raucherstopp. Zum Ergebnis: Hätte ich nicht aufgehört zu rauchen, wären mir über 1.700 Euro Kosten für Zigaretten entstanden. Ausgegeben habe ich in diesem Zeitraum in Wirklichkeit knapp 750 Euro für das Dampfen. Auf Kosten pro Tag runter gerechnet, komme ich nach knapp 290 Tagen seit Rauchstopp beim Rauchen auf 6 Euro pro Tag. Beim Dampfen auf knapp 2,60 Euro pro Tag. Allerdings müsste man diesen Wert nochmals nach unten korrigieren, weil meine Vorräte noch für etwa zwei Monate reichen werden und ich zu keiner weiteren Anschaffung gezwungen bin. Mein Aromenvorrat würde sogar wahrscheinlich mehrere Jahre reichen (habs aber nicht nachgerechnet). Gehe ich dann von zwei weiteren Monaten ohne Neuanschaffung aus, so lande ich bei etwa 2,15 Euro pro Tag. Ich denke, mit diesem Wert liege ich wahrscheinlich irgendwo im Mitteefeld. Es geht auch noch günstiger, aber durch Vorlieben, Dampfverhalten und Spieltrieb bezüglich Neuanschaffungen auch wesentlich teurer.
Mein Fazit:
Sicherlich wäre es am vernünftigsten mit dem Rauchen komplett aufzuhören und mit dem Dampfen gar nicht erst anzufangen. Wem das jedoch nicht gelingt, dem kann ich das Dampfen sehr ans Herz legen. Die finanziellen und vor allem die gesundheitlichen Vorteile überwiegen deutlich. Ich bin sehr froh im Dampfen einen vernünftigen Zigarettenersatz und ein neues Hobby gefunden zu haben.
Jedem Umstiegswilligen empfehle ich einen kompakten Akkuträger mit einstellbarer Leistung und Fertigcoilverdampfer. Es geht zwar noch kompakter mit nicht einstellbaren Geräten, aber mit variabler Leistung lässt sich auch die Dampfmenge individuell anpassen, was ich bevorzugen würde. Ebenfalls sollten sich Umstiegswillige Fertigliquids mit Nikotin besorgen. 12 mg / ml Nikotin sollte eine gute Wahl sein. Wem das nichts bringt, kann auf höhere Konzentrationen ausweichen, wem das zu viel ist, kann es mit weniger probieren. Selbstmischen und Selbstwickeln würde ich erst nach erfolgtem Einstieg bzw. Umstieg empfehlen.
In diesem Sinne: Vape on!