Meine erste Zigarette rauchte ich mit 13. Man wollte cool sein und dazu gehören. In der großen Pause mit in der Raucherecke auf dem Schulhof stehen. So nahm es seinen Lauf und ich war nach kürzester Zeit “Voll-Raucher”. Und das knapp 20 Jahre lang. Zuletzt mit gut 30 selbstgedrehten am Tag.

Zwischendurch hatte ich es einmal geschafft, für ein paar Monate aufzuhören. Meine damalige Partnerin war überhaupt nicht begeistert vom Rauchen, also hörte ich ihr zuliebe auf. Von heute auf morgen ohne jeglichen Ersatz. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon über 10 Jahre geraucht. Die ersten Tage/Wochen waren schrecklich. Ich war total unruhig und mir fehlten die festen Rituale nach dem Aufstehen, Essen etc. Ich nahm auch ein paar Kilo zu, was mir gar nicht gefiel, da ich immer schon etwas kräftiger gebaut war. Dann kam die Trennung und das Spiel ging von vorne los. So schnell wie ich aufgehört hatte zu rauchen, so schnell fing ich auch wieder an.

Anfang 30 kamen erste gesundheitliche Probleme. Zu hoher Blutdruck und später Probleme mit der Magenschleimhaut. Ob das alles ausschließlich auf das Rauchen zurück zu führen ist, kann ich nicht sagen. Komplett unschuldig ist es aber bestimmt nicht. Bei jedem Arztbesuch wurde mir empfohlen mit dem Rauchen aufzuhören. “Ja ja, das übliche Gerede. Erzählt mir doch jeder Arzt”, waren meine Gedanken dazu.

Der Schritt vom Rauchen zum Dampfen kam eher durch Zufall. Wirklich auf dem Schirm hatte ich Dampfgeräte / E-Zigaretten als Alternative zur Tabak-Zigarette nie. Ich wusste, dass so was existiert. Ein Arbeitskollege dampfte zu dem Zeitpunkt ab und zu mit einem kleinen, stiftähnlichen Teil (irgendein eGo-Akku mit winzigem Aspire-Verdampfer). Hauptsächlich hat er aber weiterhin Zigarillos geraucht. Ich stand der ganzen Sache eher skeptisch gegenüber und habe mich daher auch vorerst nicht weiter damit beschäftigt. Dann kam Anfang Februar 2015 eine weitere Arbeitskollegin mit einem Dampfgerät ins Büro. Größer und hochwertiger als das vom anderen Kollegen (Kanger EMOW mit einem VV-Akku). “Na los, probier doch zumindest mal”, versuchte sie mich zu überzeugen.

Der erste Schritt war getan und ich probierte. Ich war am Anfang wenig begeistert davon. War OK aber mehr auch erstmal nicht. Trotzdem musste ich dann den ganzen restlichen Tag über das Dampfen nachdenken. In der Pause recherchierte ich im Internet. Noch am gleichen Tag bin ich nach Feierabend dann direkt in einen Dampf-Shop, habe mich dort beraten lassen und habe mir mein erstes Dampfgerät und zwei Fläschchen Liquide gekauft. Die ersten Tage reduzierte ich nach und nach die Anzahl der Zigaretten und ich war erstaunt wie gut das klappte. Dann nach über 24 Stunden komplett ohne Zigarette steckte ich mir nochmals eine an und fand es nur noch eklig. Es schmeckte nicht und mir wurde schlecht. Nach der Hälfte warf ich die Zigarette weg und entsorgte auch meinen restlichen Tabak. Seitdem dampfe ich nur noch ausschließlich. Ich wurde zum Exraucher. Meine Arbeitskollegen haben diesen Schritt mittlerweile auch geschafft.

In den etwas über vier Monaten, die ich jetzt dampfe und nicht mehr rauche, hat sich einiges getan. Ich merke wie es mir körperlich immer besser geht. Kein Raucherhusten mehr am Morgen, mein Geruchs- und Geschmackssinn haben sich merklich verbessert und ich bin nach ein paar Stockwerken Treppensteigen nicht mehr komplett k.o. und außer Atem. Auch der Blutdruck scheint sich langsam zu normalisieren; genaueres wird der nächste Besuch beim Arzt zeigen. Meine Kleidung und Wohnung stinken nicht mehr nach kaltem Rauch und der Dreck durch Asche und Kippenstummel ist auch Geschichte.

Das Dampfen hat sich in kürzester Zeit zu einem richtigen Hobby entwickelt. Die große Auswahl an verschiedenen Akkuträgern und Verdampfern und die daraus entstehenden Möglichkeiten sind überragend. Mehrere Akkuträger und Verdampfer sind bereits in meinem Besitz. Mittlerweile wickle ich meine Verdampfer selber und mische mir Liquids nach eigenem Geschmack und habe sehr viel Spaß daran und genieße den Dampf.

Durch das Dampfen musste ich aber leider auch ein paar nicht so schöne Dinge kennenlernen. Nämlich die bevorstehende EU-Richtlinie TPD2 und wie es die Regierung, Konzerne und staatliche Institutionen schaffen, Bürger und Medien mit falschen Informationen zu beeinflussen. Rauchern wird der Umstieg auf eine wesentlich weniger schädliche Alternative zum Tabak schwer gemacht. Menschen, die noch nicht lange dampfen, sich nicht intensiv mit der Materie befassen oder überlegen umzusteigen werden verunsichert und greifen wieder zur Zigarette. Dem Staat oder den Tabak- und Pharma-Konzernen kann das nur recht sein. Mehr Steuern und Umsatz für sie auf Kosten der Gesundheit der Menschen. Da wird mir echt schlecht bei dem Gedanken und es macht mich wütend.

Generell bin ich im Hinblick auf die TPD2 und deren geplante Umsetzung in Deutschland aber etwas zwiegespalten. Das Verlangen nach Jugendschutz, Produktsicherheit und Qualitätskontrollen kann ich nachvollziehen und begrüße es zum Teil auch. Es sollte jedoch alles in einem gewissen Rahmen gehalten werden. Zu starke Regulierungen, wie sie aktuell geplant sind, bremsen die Weiterentwicklung und Innovation der Dampfgeräte. Zu stark in der Leistung begrenzte, einheitliche Geräte geben zukünftigen, umstiegs willigen Rauchern nicht den “Kick”, den sie erwarten und sie greifen wieder zur Zigarette. Die Existenz kleinerer Hersteller und Händler wird bedroht. Total übertrieben finde ich auch die Forderungen im Hinblick auf Auslaufschutz und die Begrenzung der maximalen Abfüllmenge der Liquide. Zigarettenschachteln oder Tabakpäckchen verfügen über keinerlei Sicherheitsverschlüsse etc. und jedes Kind bekommt sie auf. Tabak wird in riesigen, ungesicherten Dosen verkauft. Aber das in Dampfgeräten verwendete Liquid soll nur noch in kleinsten Gebinden verkauft werden dürfen. Das und eine evtl. zusätzliche Versteuerung wie bei Tabak wird unweigerlich die Preise in die Höhe treiben; gerade für Leute die ihre Liquide selber mischen.

Letztendlich fühle ich mich bei diesen starken Regulierungen persönlich bevormundet, da ich nicht mehr so dampfen kann wie ich es möchte und wie es mir am besten gefällt. Dampfen ist für mich ein Genussmittel und da möchte ich bitte selber entscheiden wie und in welchem Maße ich es konsumiere. Bei Kaffee oder Alkohol wird mir das ja schließlich auch nicht vorgeschrieben. Darum finde ich es wichtig für unsere Freiheit beim Dampfen zu kämpfen und Aufklärungsarbeit für Nichtraucher oder am Umstieg interessierte Raucher zu leisten.

Ich wünsche allen Dampfern und denen die es werden wollen weiterhin gut Dampf.

René G., Berlin