Mit 13 hatte ich das Rauchen angefangen und war über 40 Jahre dabei, sehr lange Zeit mit 60 Selbstgedrehten täglich. Aus gesundheitlichen Gründen natürlich viele Aufhörversuche mit Pflaster, Kaugummi, Reduzieren, Umstieg auf Zigarillos oder Pfeife, diverse Aufhörseminare (bin Profi: mit Erfolg bestanden! Aber weiter geraucht…)
Auch meine COPD, fürchterlicher Raucherhusten und Luftknappheit bis knapp vor dem Umfallen konnten mich nicht vom Rauchen abhalten: klarer Fall von Suchtraucher, ohne Sinn und Verstand.
Anfang November 2011 steht ein Kollege im Türrahmen und fragt nach einer Fahrgelegenheit:
“Klar kann ich dich mit zur Werkstatt nehmen, ist ja nur ein kleiner Umweg. Hat für dich auch den Vorteil (grins), du kannst in meiner Karre rauchen.” – “Danke, aber das brauche ich nicht mehr, meine Kollege und ich dampfen seit einer Woche.” Er zumpelt eine niedliche eGo-t aus seiner Brusttasche. – ??? – “Mach doch mal an.” – Er nimmt einen umständlichen, langen Zug und bläst mir den Dampf ins Gesicht: nix zu riechen.
“Taugt das was?” – “Sicher, seit einer Woche haben wir keine mehr angesteckt.” – “Kann ich mal ziehen?” – “Sicher, nimm!” Ich steck mir den “Kuli” in den Mund, nehme einen kurzen, kräftigen Zug und huste ihn qualmend an. Er grinst: “Darfst du halt nicht dran ziehen wie ein Stier.” Geschmeckt hat das nicht im Geringsten, irgendwie nach Süß und Vanille. Bäh! Hat aber Eindruck auf meine Lunge gemacht. Eigentlich nicht schlecht.
Abends nach der Arbeit dann nicht erst langweilig auf der Couch abhängen, sondern umgehend ins Internet und schauen, was die weltweite Community da so zu empfehlen hat. Im Laufe des Abend deutete sich ein eindeutiger Testsieger an: nimm die eGo-t, die ist was für Anfänger wie dich… Am nächsten Morgen direkt hoch ins Dampfer-Büro und nachgefragt: “Was habt ihr euch denn besorgt?” – “eGo-t. Können wir dir empfehlen. Nimm aber besser direkt 2 und mit dickerem Akku, hält länger, kriegst du in Polen…”
Und dann ein ewig langer Arbeitstag, ich hab’s ja kaum ausgehalten. Extrem hibbelig auf Bestellen-Wollen. Könnte ich zwar auch auf der Arbeit machen, aber eigentlich sollen wir das nicht und es liegt auch genügend Arbeit an. Abends dann wieder das gleiche Spiel: nix da – Couch! Direkt ins Netz. Da ich ein wenig Bedenken hatte, mir irgendwelche Zloty-Preise umzurechnen, bin ich relativ fix bei Amazon gelandet und habe ein Set mit 1.000-er Akkus für 60 Ohren entdeckt und bestellt. Am nächsten Tag hatte ich frei und grübelte, wie lange so eine Amazon-Bestellung denn wohl im schlechtesten Fall laufen würde. Könnte doch gut ‘ne Woche ins Land gehen, oder? Möchte ich so lange warten? Nä!
Von meinem Pfeifendealer wusste ich, dass er absolut minimalistisch mit eZigaretten-Hardware ausgestattet war. Also ins Auto geschwungen und hin. Und tatsächlich: ein kleines Starterset mit einer 650-iger eGo-t war tatsächlich noch für den freien Verkauf verfügbar. Die Verkäuferin meinte, sie könne bis zu 100 am Tag verkaufen, wenn sie so viele besorgen könne. Konnte sie aber nicht, das Geschäft geht wohl an ihr vorbei. Ich habe damals nicht geahnt, dass dies mein letzter Besuch bei “Pfeifen Heinrichs” war.
Dazu noch zwei Püllecken Liquid mit 18 mg Nikotin (es sollte mir ja an nix fehlen!), Menthol-Arctic und Americano und ab nach Hause zum Testen. Der Akku war glücklicherweise voll, so dass ich direkt loslegen konnte. Gar nicht schlecht, das Menthol – und ziemlich stark, hat mich fast umgehauen.
Für abends hatte ich mich dann mit Kumpels in der Kneipe verabredet und freute mich schon, dass ich nicht für jede Lulle vor die Tür treten müsste. Bloß, weil es was Vernünftiges zu Essen gibt direkt ein Rauchverbot für die ganze gemütliche Kneipe: sehr lästig.
Also habe ich friedlich an meiner kleinen eGo-t gesaugt und keinen hat’s gestört. Wunderbar. Ich wunderte mich nur, dass so allmählich mein Hemd nass wurde. Sifft dat Teil etwa? Jawoll, aber volle Möhre! So ein Mist, da hatte ich doch was gelesen…? War natürlich mein Fehler gewesen, als alter Nikotin-Junkie hab ich an dem Teil gesogen wie Bolle, es sollte sich ja lohnen! Klar, dass ich großer Junge besser saugen kann als so eine arme, kleine eGo-t verdampfen kann. Also hat die das Heulen (Siffen) angefangen.
Prinzipiell war ich aber völlig perplex, wie problemlos ich von der Qualmerei weg gekommen bin. Von Null auf Hundert. Sofort. Ohne dass mir was fehlte. Und ohne es mir vorzunehmen. Damit hatte ich nu mal gar nicht gerechnet, hatte doch nur mal probieren wollen.
Am nächsten Morgen (Samstag) klingelt mich doch tatsächlich der Postbote aus dem Bett und dient mir das “richtige” Starterset an. Juppiduh, jetzt kann ja nix mehr anbrennen. Und bei den Jungs im Dampfer-Büro kann ich auch noch angeben, meine Akkus sind viel länger! So gefällt mir das…
Seit diesem Wochenende hat sich mein Arbeitsablauf geändert. Klar, als erstes muss morgens ein Kaffee hinter die Kiemen: alles frisch, Morgääähn! Man muss ja erst mal in die Pötte kommen. Und dann hoch zu den Jungs – Erfahrungsaustausch. “Moin ihr Kulilutscher!” Und wir haben sofort beschlossen, Porto zu sparen und gemeinsam zu bestellen, so dass es nun häufig heißt: Medikamentenausgabe! :-))) “Braucht noch einer Erdbeere? Ich bestell was in Polen.” “Ich hol mir noch 100 m Draht und nen Kilometer Glasfaser, nimmst du mir die Hälfte ab?” “Wer bestellt ein Dutzend Verdampfer, nur so zur Sicherheit?” … So haben wir jetzt jeden morgen was zu quatern und zu dealen…
Und die beiden Kollegen in meinem Büro haben die beiden ersten Tage überhaupt nix gemerkt: nicht, dass ich nicht mehr alle naslang zum Qualmen verschwinde und ebenfalls nicht, dass ich alle 10 Minuten einen Dampfen lasse. Genial, das funktioniert. Keine Ahnung, wie Dr. PöLa das hinbekommen hat, dass ihr schlecht wird? Wahrscheinlich funktioniert das nur, wenn man es sich auch vornimmt? Meine Jungs sind jedenfalls noch quicklebendig und stören sich nicht daran. Fein!
Von einem Tag auf den anderen ohne irgendwelche Probleme und ohne “Vorsatz” vom Rauchen aufs Dampfen umgestiegen: ich bin ein Glückspilz! Gesundheitlich geht es mir bei weitem besser, aber mich treibt die Sorge um, dass unsere Politiker, Lobbyisten und Tabakkonzerne uns das Dampfen vermiesen oder gar verbieten, aus fadenscheinigen Gründen: fehlende Langzeitstudien, potentielle Nebenwirkungen, Einstiegsdroge für Kinder…
Ich persönlich käme klar, aber es tut mir leid um die vielen Raucher, denen die Möglichkeit genommen wird, bequem einen Aufhörversuch über das Dampfen zu starten.
Eine überaus positive “Nebenwirkung” hatte das Dampfen allerdings bei mir: im Dampferforum DTF habe ich eine tolle Frau kennen gelernt, mit der ich seitdem zusammen bin. Besser konnte es nicht laufen!
Friedel Pfeiffer (NRW)