Ja, meiner Arbeitskollegin ist genau das passiert. Kaum hatte sie ihren 40. Geburtstag gefeiert, kam die Diagnose: Lungenkrebs. Dann ab ins Krankenhaus, Operation, Chemotherapie, Reha und doch war das ganze nicht mehr aufzuhalten.

Das war damals etwa fünf Jahre vor meinem 40sten Geburtstag und da kann einem als Raucher schon sehr mulmig werden, wenn einem die Kollegin jahrelang im Büro gegenüber saß und man viele Tausend Glimmstängel im Büroascher zusammen ausgedrückt hat.

Nun der Stress im Büro wurde natürlich nicht weniger und so schleppte ich mich von Monat zu Monat hin zum 40sten – immer mit dem steten Vorhaben unbedingt aufhören zu müssen.

Der 40ste war vorüber und auch der 41ste ging ins Land und ich dachte schon, jetzt hast Du das kritische Alter überschritten, jetzt wird schon nichts mehr schiefgehen. Und doch verging seither kein Tag, an dem ich nicht an meine verstorbene Arbeitskollegin und den Grund Ihres Todes denken musste.

Erneut waren es die Kollegen. Fast ein halbes Jahr lang sah ich ihnen zu, wie sie anstatt der Tabakzigarette ein kleines Gerät hervorzogen und dampften.

Aus den kleinen Geräten wurden schnell größere (mit mehr Leistung, stärkeren Akkus, größeren Liquiddepots, etc.) und langsam erreichten die verwendeten Modelle eine Form und Größe, dass sie auch für mich interessant wurden.

Es kam was kommen musste, das erste eigene Dampfgerät.

Seither ist ein Jahr vergangen und ich bereue keinen Tag, an dem ich den Umstieg beschlossen hatte. Seither haben Dinge, Menschen und Tiere wieder einen Geruch. Zugegeben, das ist gerade in der heißen Jahreszeit nicht unbedingt immer von Vorteil, aber wenn man 30 Jahre geruchstechnisch so gut wie gar nicht am Leben teilgenommen hat, dann kann man evtl. nachvollziehen wie man sich trotzdem darüber freuen kann. Und mit dem Geruch kam automatisch auch der Geschmack. Sehr zum Leidwesen meiner besseren Hälfte, denn die hatte sich daran gewöhnt, dass ich nicht unbedingt ihre Würzmischungen in Frage stelle. Doch auf einmal ist alles wieder ganz anders.

Zum Glück konnte ich meine bessere Hälfte auch dazu bewegen mal das Dampfen auszuprobieren, denn dadurch klärten sich ein paar geschmackliche Auseinandersetzungen wie von Geisterhand und wir hatten plötzlich wieder Lust am ausprobieren, am testen und gemeinsamen experimentieren. Und das muss ja nicht immer nur in der Küche stattfinden.

Kurz und knapp: Dampfen bereichert. In jeder Hinsicht und in jeder erdenklichen Art und Weise.

Wer die Möglichkeit über das Dampfen weg von den Glimmstängeln kommen zu können mit der TPD2 oder auch nationalen Abwandlungen einschränkt oder kaputt machen will, der Begeht ein Verbrechen. Denn wenn es damals das Dampfen schon gegeben hätte, dann hätte meine Arbeitskollegin nicht so früh ins Gras beißen müssen.

Mit dem jetzigen Referentenentwurf zur nationalen Umsetzung der TPD2 in Deutschland würden sich alle am Gesetz beteiligten schuldig machen. Denn mit den Punkten im Gesetzesentwurf wird den Menschen, den Bürgern unseres Landes und auch den Kindern, die später, wenn sie erwachsen sind, durchaus den Weg zum Nikotin (so wie auch zum Alkohol) finden können, die Chance genommen – mangels Aufklärung und Information über vernünftige Alternativen – von den Tabakzigaretten weg zu kommen.

Und nein, Salzsäurepflaster von der Pharmaindustrie sind keine Alternative!

Manfred Schindler