Mein Onkel, mein Großvater, Alain Delon, Paul Newman, Marcello Mastroianni, Steve McQueen. Mit Ausnahme der ersten Beiden waren dies schon coole Typen in den 60er Jahren, mit ihren lässigen Kippen im Mund.
Sie haben mich geprägt. Die Kippe im Mundwinkel begleitete mich auch einen Großteil meines Lebens.
Mit 11 Jahren heimlich auf dem Schulhof oder im Sommerbad, mit 13 dann bereits Routine.
Ohne Zigarette ging gar nichts. Eine berufliche Tätigkeit mit Rauchvebot? Undenkbar!
Einladungen bei Nichtrauchern? Wurden abgesagt!
Autofahren ohne zu rauchen? Unmöglich! Eher hätte es wohl ohne Benzin oder Diesel geklappt.
Über 30 Jahre war ich dann auf mindestens 40 Zigaretten am Tag. Wenn der Tag lang wurde, konnten es auch schon mal 60, oder gar mehr werden.

Kurz: ich war Kettenraucher.

Um 2004 herum hatte ich meine erste Begegnung mit einer E-Zigarette. Ein mit China Handel treibender Freund brachte eines der ersten Exemplare von einer Reise mit. Fast totaler Zugwiderstand. Kein Flash. Das Liquid schmeckte nach fermentiertem Kaninchenkadaver aber die Glut wurde durch eine LED simuliert.
„Mumpitz“, dachte ich, und das Teil verschwand im Schrank.

2007 zeichnete sich das „Nichtraucherschutzgesetz“ am Horizont ab.
Und die wichtigen Fragen stellten sich:
Wird der Umsatz in unserer Bar einbrechen? Und: wie soll ICH im eigenen Laden hinterm Tresen stehen, ohne zu rauchen?
Zumindest Letzteres wollte ich irgendwie in den Griff bekommen.

Bei meinem Zigarrenhändler sah ich dann eine Vitrine mit E-Zigaretten der Marke Red Kiwi. Diese eGo-Geräte mit dem Tank im Mundstück. Stückpreis incl. 600MAh-Akku und Ladegerät: ca. 50,-.
Intuitiv habe ich gleich 2 Stck. davon gekauft. Dazu Liquids mit Zigarettentabakgeschmack in 18mg Stärke. Sie schmeckten nicht wirklich überzeugend. Die (wie ich mittlerweile weiß, von Flavour Art hergestellten) Sorten „Maduro“ und „Cubanna“ waren da schon besser.

Mit Hilfe dieser E-Zigaretten konnte ich meinen Zigarettenkonsum auf ca. 3 Zigaretten/Tag drosseln.
Doch die Ego-Dampfen (eigentlich hatten sie die Bezeichnung „Dampfen“ gar nicht verdient), sifften, die Verdampfer setzten sich zu schnell zu, Akkus fielen aus, etc. …
Irgendwann wurde es mir zu dumm und ich landete wieder bei den Pyros.

Bis zu dem Tag als meine Liebste eine starke Bronchitis bekam.

Trotz der Beschwerden rauchte sie weiterhin, wie gewohnt, ca. 30 Zigaretten am Tag. Eines Tages kam sie vom Arztbesuch nach Hause und kollabierte im Hausflur auf dem Weg zu unserer Wohnung in der 5. Etage. Ein befreundeter Nachbar, von Beruf Krankenpfleger, fand und versorgte sie. Er maß ihren Blutsauerstoffwert, der mit 90 schon bedenklich tief war, und riet ihr, sofort das Rauchen einzustellen.
Da erinnerte ich mich der E-Zigaretten in meinem Schrank.

Eine, einigermaßen funktionierende, bekam ich zusammengestellt, füllte sie mit uraltem Liquid und gab sie meiner Liebsten. Der Abend war zwar gerettet, aber es musste funktionierender Ersatz und vor allem frisches Liquid her.
Mein Zigarrenhändler hatte mittlerweile seinen Laden aus Altersgründen geschlossen. Aber ich hatte in einer Einkaufspassage ja einen „Dampfershop“ gesehen. Natürlich wusste ich nicht, dass dieser Shop zu einer Kette gehört, die in Berliner Dampferkreisen extrem verpönt ist, ja sogar offen gehasst wird, da es dort 1. nur Billigzeug zu überhöhten Preisen und 2. totale Unkenntnis auf Seiten der Mitarbeiter gibt. Den Namen möchte ich nicht nennen, aber jeder erfahrene Berliner Dampfer weiß, welche Kette ich meine.

Im Laden erwarb ich dann 1300mAh-eGo-Akkus und (was auf mich wie ein Produkt aus der Weltraumforschung wirkte) Aspire CE Verdampfer.
Was für ein Unterschied! Im Vergleich zu den Red Kiwi Teilen aus dem Jahre 2007 hielt ich Hochtechnologie in Händen.

Meine Liebste schaffte es mit den Teilen sogar, komplett auf Zigaretten zu verzichten. Natürlich war die Erkrankung als Motor auch sehr motivierend, denke ich.
Sollte ich nun zuhause fröhlich weiter Kette rauchen und meine Liebste dem Risiko aussetzen, auch wieder zur Kippe zu greifen?
Keinesfalls! Also hab ich mir das selbe Equipment zugelegt.

Irgendwann später kam mir die Idee:
Schau doch mal im Internet nach, ob es nicht was Besseres gibt!
Und ob es das gab! Ich hatte ja jahrelang hinter dem Mond gelebt.

Vor allem gab es aber Philgood. Ungefähr eine Woche lang schaute ich mir etliche Videos von ihm an und der Entschluss, mir einen vernünftigen Verdampfer und sogar einen Akkuträger (besser gesagt, alles mal 4, für meine Liebste und mich) zu kaufen, stand fest.

Über Ebay bestellte ich zwei VAMO V5 und später noch 2 VAMO V6 Akkuträger. Dazu den damals allerneuesten Schrei: ASPIRE NAUTILUS. Jetzt war ich aber ganz weit vorne, besser kann es nicht werden, dachte ich. Hatte ich bis dahin noch ca. 1-2 Zigaretten in der Woche geraucht, war ich nun Volldampfer mit Leib und Seele.

Seit knapp einem Jahr bin ich Selbstmischer, Selbstwickler und alle paar Wochen ziehe ich einmal an der Zigarette des Nachbarn, der meiner Frau riet, mit dem Rauchen aufzuhören, nur um mich zu vergewissern, dass es grauenhaft schmeckt und mich nichts mehr an Zigaretten reizt.

Gesundheitlich und finanziell hat sich der Umstieg für meine Frau und mich extrem gelohnt. Ohne die Dampfen neuerer Generation hätten wir das nie hinbekommen.
Darüber hinaus gibt es noch etliche Vorteile: Weder die Wohnung noch man selbst stinken nach Rauch, keine gelben Finger mehr. Kein Nikotinschleier an Wänden, Türen, et.c.
Wir sind definitiv Nichtraucher.
Unsere Katzen fliehen nicht, wenn wir zur Dampfe greifen, wie sie es früher taten, wenn wir auch nur zum Feuerzeug griffen.

Mittlerweile habe ich schon fast ein Dutzend Kollegen und Freunde zum Umstieg verhelfen können, was mich sehr freut.
Nur besagten Nachbarn nicht. Er kommt überhaupt nicht zurecht damit. Immer wenn er eine Dampfe auch nur zum Mund führt, verzieht er in schmerzhafter Erwartung dermaßen das Gesicht, als ob er den Einsatz eines Zahnarztbohrers erwarte. Er bekommt einfach keine vernünftige Zugtechnik hin. Mittlerweile raucht er aber doppelt so viel wie zu dem Zeitpunkt, als er meiner Frau zum Nichtrauchen riet. Schade!

Kurz: Wir sind glückliche Dampfer, erfreuen uns unserer verbesserten Gesundheit UND können uns, gemessen an den früheren Kosten für Zigaretten, mittlerweile mit dem ersparten Geld problemlos einen Jahresurlaub finanzieren.

Eines möchte ich an dieser Stelle aber festhalten:
wir sind nicht vom „Saulus zum Paulus“ geworden und haben etwas gegen Raucher. Raucher dürfen bei uns in der Wohnung so viel qualmen, bis der Arzt kommt.
Zu Zeiten der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes waren viele, wenn nicht gar die meisten der heutigen Dampfer noch Raucher und wollten sich nicht bevormunden lassen.
Heute werden die Dampfer durch TPD2 bevormundet, bzw. werden es ab nächstes Jahr. Mit dem gewaltigen Unterschied, dass nicht nur die üblichen Verbotstaliban, sondern auch gleich die ganze Tabaklobby auf der „anderen Seite“ steht.
Es geht auch hier um den Eingriff in die persönliche Freiheit!
Mit dem wichtigen Unterschied, dass man uns die gesundheitliche Verbesserung einschränken will….

Serge Danilow