Das Geräusch erschreckte mich nachts um halb drei. Es war ein raues Pfeifen, von dem ich erwachte, und ich hatte im Halbschlaf wirklich keinen blassen Schimmer, woher es kam. Dann war ich munter, und das Geräusch wiederholte sich. Jetzt knisternd, krachend, blubbernd.
Es mag amüsant klingen: Das Geräusch produzierte ich selbst. Es kam aus meiner Lunge. Aber das war nicht lustig, es machte mir Angst. Meine Lunge saß voll. Voller Schleim, der nicht mehr den Weg nach oben fand, der sich nachts, wenn ich schlief, sammelte und der dann diese röchelnden, blubbernden oder pfeifenden Geräusche produzierte. Ich hustete – ganz bewusst, um diesen Schleim aus meiner Lunge zu bekommen. Früher ging das, da kam dann ein Pfropf, und die Bronchien waren wieder halbwegs frei. Jetzt gelang es nicht. Ich versuchte zu husten, aber es kam nichts mehr raus.

Ich schlief wieder ein und ich wusste: Ich müsste – endlich! wieder aufhören zu rauchen, sonst würde es kein gutes Ende nehmen, und zwar schon in recht naher Zukunft.
Am nächsten Morgen stand ich auf, duschte, zog mich an und machte das Frühstück. Zuvor aber ging ich, wie jeden Morgen, noch auf die Terrasse und zündete mir eine selbstgedrehte Zigarette an. Denn von den Qualen in der Nacht war an diesem Morgen nicht mehr viel geblieben. Ich konnte rauchen, ja, das ging wieder.

Zwei Jahre später. Die nächtlichen Lungengeräusche erschreckten mich nicht mehr, ich kannte sie ja. Sie waren meine ständigen Begleiter geworden, nicht in jeder Nacht zwar, aber sehr oft. Und ich wusste, dass sie am Morgen wieder verschwunden sein würden. Ich konnte zwar weiterhin den gesammelten Schleim nicht abhusten, nur selten noch, aber der Mensch gewöhnt sich an unglaublich viele Dinge. An die etwa 30 Selbstgedrehten täglich hatte ich mich ebenso gewöhnt, wie an die damit verbundenen Folgen.

Und dann kam der zweite Einschlag, diesmal noch viel näher. Ich fing mir eine Grippe, und zwar eine echte Influenza. Mit Fieber, Gelenkschmerzen und einer Bronchitis, dich ich nicht beschreiben kann. Was nichts daran änderte, dass ich meine Zigaretten brauchte, zumindest an den ersten beiden Tagen noch, dann ging es nämlich einfach nicht mehr. Der erste Zug löste nun bereits einen gewaltigen Hustenanfall aus. Einen Reizhusten, der nicht mehr enden wollte. Jeder Hustenstoß verursachte den nächsten. Ich hustete, bis ich keine Luft mehr in der Lunge hatte. Ich konnte nicht mehr Luft holen, ich dachte wirklich, ich würde ersticken. Mit größter Willenskraft musste ich diesen Husten unterdrücken, um überhaupt wieder einatmen zu können, um der Lunge eine Pause zu geben, damit sie sich beruhigen konnte.
Dies war der Moment, als mir bewusst wurde: Es muss Schluss sein. Nicht mehr bald oder irgendwann – sondern jetzt, auf der Stelle, sofort.
Wenn man tatsächlich Angst hat zu ersticken, ist es auch nicht mehr schwierig, der Sucht zu widerstehen. Ich konnte schlicht nicht mehr rauchen. Was nicht bedeutet, dass ich kein Verlangen mehr danach gehabt hätte: Es gab nur eben keinen Weg mehr für den Rauch hinein in meinen Körper, die Lunge spielte nicht mehr mit.

Dann nahmen noch die Gelenkschmerzen zu. Das Fieber stieg, ich war wie benommen, lag im Bett und kurierte die Grippe aus. Ein paar Tage ohne Rauch waren unter diesen Umständen erträglich. Nach einer Woche war die Sache halbwegs überstanden und ich hatte längst geahnt, was nun kommen würde: Hallo Kumpel, ich bin’s – deine Sucht! Aber ich wollte nicht mehr. Ich hatte gelernt. Nein: Ich hatte einfach Angst. Noch.
Allerdings kannte ich mich. Zweimal hatte ich mit dem Rauchen aufgehört, diese Abstinenz über Jahre geschafft und auch ein Buch darüber geschrieben, wie man die schweren ersten zwei Wochen übersteht. Um dann, jeweils auf irgendeiner Geburtstagsparty, zu fortgeschrittener Stunde wieder zuzugreifen. Den Rest kann sich jeder Raucher ausmalen, es dauerte keine zwei Tage, ich war wieder dabei. Und nicht nur das, ich rauchte stärker als zuvor. Und: Ich hatte den Glauben daran verloren, dass das Projekt „Aufhören“ wirklich lange trägt.

Wie sollte das also jetzt funktionieren? Wieder zwei qualvolle Wochen? Ich fürchtete, dies nicht noch einmal auszuhalten. Aber ich hatte eine Idee. Ich erinnerte mich an meine E-Zigarette. Damit wollte ich es noch einmal versuchen. Beim ersten Mal hatte ich es nicht geschafft. Die E-Zigarette lag seitdem im Schrank.

Der erste Versuch

Rückblende, zwei Jahre vorher.
Ich kaufe gelegentlich in einem großen Center ein, bei dem eine Rolltreppe das Parkdeck mit dem Laden unten drunter verbindet. Während man die Rolltreppe hinunterfährt, kann man aus dem Fenster über die Straße blicken, wo sich seit einiger Zeit ein Dampfer-Laden befindet. Er war mir längst aufgefallen, aber ich hatte ihn nie betreten. Natürlich wollte ich aufhören zu rauchen. Natürlich wusste ich, dass das Rauchen krank macht, aber darüber dachte ich nicht gerne nach. Natürlich hatte auch ich davon gehört, dass man das mit so einer E-Zigarette schaffen kann, aber irgendwie konnte ich mir das für mich nicht so recht vorstellen.
Und außerdem rauchte ich doch … gerne? Jedenfalls sah ich keine Veranlassung, damit aufzuhören. Ich fühlte mich nicht krank. Zwar tat es mir etwas Leid um das schöne Geld, das täglich dafür drauf ging, da ich aber längst den recht günstigen Drehtabak aus dem Discounter rauchte, belief sich mein Konsum auf knapp 100 Euro im Monat. Das ließ sich immerhin darstellen.

Ich rollte also an diesem Tag wieder die Treppe zum Einkaufs-Center hinab, sah wieder den Dampfer-Laden. Es lag wohl an meiner Neugier, dass ich nach dem Einkauf dachte: Warum nicht einfach doch mal ausprobieren? Ich brachte den Einkauf ins Auto, überquerte die Straße und ging ich hinein.

Der Verkaufsraum war vernebelt, es hing ein unbekannter, süßlicher Geruch in der Luft. Am Tresen hatten sich zwei Schlangen gebildet. Eine Schlange für Leute, die wissen, was sie wollen. Die andere für Ahnungslose wie mich, die eine Beratung wollen, für die man mehr Zeit braucht. Ich wartete, lauschte der Beratung für die anderen, verstand nur Bahnhof und war schließlich an der Reihe. „Ich möchte so eine E-Zigarette kaufen, um mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe aber überhaupt keine Ahnung“, fasste ich meinen Wunsch knapp zusammen.

Um ehrlich zu sein, ich hatte mir das so vorgestellt: Ich lasse mich beraten, kaufe so eine E-Zigarette und dann dampfe ich damit los, rauche nie mehr und die Welt ist schön. Warum bitte sollte es denn nicht so funktionieren?
„Hm, also dann ein MTL-Gerät“, murmelte der Verkäufer. Ich sah ihn verständnislos an. Während der Wartezeit hatte ich die Unzahl der Geräte in den Regalen gemustert und einige Preisschilder entziffern können. 60, 70, 80 Euro … „Ein günstiges Gerät würde reichen“, schob ich vorsichtshalber hinterher und dachte: Wer weiß, ob das überhaupt was für mich ist – und dann gebe ich hier einfach so viel Geld aus?

Der Verkäufer griff zielsicher ins Regal und legte kleines Gerät vor mir auf den Tisch. Es gefiel mir sofort, denn es war nicht so aufdringlich groß wie die Brocken, die einige der anderen Kunden im Laden fortwährend zum Mund führten und damit gigantische Nebel in den Raum bliesen. Es war kaum so dick wie ein Feuerzeug, nur ein wenig länger. Und vor allem: Es kostete rund 25 Euro, was mich sehr erleichterte. Für Insider: Es war die kleine J-Easy von Justfog mit Q16-Verdampfer. Ich besitze dieses Gerät heute noch und schätze es sehr für seine Winzigkeit.
Damals war es keine optimale Wahl.

Und dann kam die verhängnisvolle Frage: „Was für ein Liquid möchtest du?“ Ich zuckte die Schultern. „Was gibt es denn da so?“ Er grinste: „Alles Mögliche: Erdbeer, Vanille, Tabak, Cookies …“ Er zeigte auf ein Regal, in dem bestimmt 300 verschiedene Gläschen hingen, kleine Verdampfer zum Probieren. Ich dachte: Cookies?! Ich will doch keinen Kuchen rauchen! – Ja, ich dachte: „rauchen“, nicht „dampfen“. Jedenfalls: Etwas Süßes konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, das wollte ich auch gar nicht probieren.
„Tabak natürlich“, sagte ich und dachte, das dies wohl die vernünftigste Entscheidung wäre, um von der Zigarette auf die E-Zigarette umzusteigen. Dann würde sich mein Leben am wenigsten ändern.

Der Verkäufer ließ sich sofort darauf ein und ich durfte zwischen drei Sorten wählen. Etwas, das an Benson & Heges erinnern sollte. Dann Kuba-Zigarre. Und das dritte angeblich wie Camel. Ich probierte. Und hustete. Und probierte.
Es kratzte erst furchtbar. Und dann endlich hatte ich es raus, so zu inhalieren, dass ich nicht mehr sofort husten musste. Nur eines merkte ich sofort: Wie der Tabakrauch meiner Zigaretten schmeckte keines der drei Liquids. Sie schmeckten alle bitter und kratzig und merkwürdig. Das erste schmeckte mir nicht gut, das zweite schmeckte mir noch etwas weniger, und das dritte war auch nicht wirklich mein Fall, aber immerhin erinnerte es entfernt an Zigarre. Nicht etwa, dass ich je gerne Zigarren geraucht hätte. Aber immerhin, dieses Liquid schmeckte wenigstens nach etwas, das ich vom Rauchen kannte.

Kurzum, wir einigten uns auf eine mittlere Nikotin-Stärke von 12 Milligramm pro Milliliter. Ich ließ mir das Befüllen erklären, fuhr mit meiner Neuerwerbung nach Hause und musste erst mal den Akku aufladen. Das dauerte 90 Minuten. Bis dahin konnte ich ja noch zwei Zigaretten rauchen. Dann war der Akku voll und ich konnte losdampfen. Das tat ich mehr oder weniger tapfer. Das Liquid war nicht wirklich lecker. Allerdings hatte ich das eigentlich auch nicht erwartet. Denn so gut schmeckt Zigarette schließlich auch nicht. Ich wollte doch nur aufhören zu rauchen. Ich dachte: Das ist so wie Medizin, man nimmt das tapfer ein und dann geht das auch.

Der nächste Tag begann verheißungsvoll, ich dampfte ab dem Vormittag und hoffte, ich könnte die Zigaretten nun weglassen. Das Problem kam am Nachmittag. Jetzt hatte keine Lust mehr zu Dampfen. Es schmeckte kratzig-bitter, und ich hatte auch einfach nicht das Gefühl, dass es mich so befriedigt wie eine Zigarette. Und wie Tabakrauch schmeckte es schon gar nicht.

Und dann hatte ich einen ebenso logischen wie verhängnisvollen Gedanken: Wenn ich das hier dampfe, dampfe ich doch mit Nikotin – so war das ja geplant, als Ersatz. Wenn ich aber sowieso Nikotin inhaliere, durchbreche ich nicht meine Sucht. Während also ein Abstinenzler einfach durchhalten muss, um seine Sucht zu überwinden und nicht neu zu befeuern, würde es in meiner Lage dagegen nichts ausmachen, wenn ich „nur mal so zwischendurch“ eine Zigarette rauche. Also holte ich meinen Tabak, drehte mir eine, ging ich in den Garten und rauchte.

Auch in den nächsten Tagen benutzte ich meine kleine Dampfe noch eifrig weiter. Prinzipiell war ich das, was man einen Dual User nennt. Da mir die E-Zigarette aber nicht die erhoffte Ersatzbefriedigung verschaffte und auch nicht so schmeckte, dass das Dampfen ein Vergnügen gewesen wäre, wollte ich auch nicht auf den Tabak verzichten. Immer wieder die Wahl: Dampfer oder Tabak? – Ich benutzte die meine Justfog-Dampfe immer seltener. Und nach ein paar Wochen lag sie in der Schublade.

Ich gab aber nicht auf. Ich wusste, das irgend etwas falsch war. Deshalb fuhr ich wieder zu dem Dampfer-Laden, kaufte ein Pfirsich- und ein Waldmeister-Liquid und einen großen Akkuträger (Eleaf ikku i80) mit einem anderen Verdampfer (MELO 4). Ich hatte keinen Schimmer, dass ich mir gerade ein DL-Gerät zugelegt hatte: ein Gerät, das man nicht dampft wie eine Zigarette, sondern indem man den Dampf daraus direkt in die Lunge zieht, etwa wie bei einer Shisha, die ich nie im Leben probiert habe. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es die Zugtechniken DL und MTL gibt und wie grundlegend sich die entsprechenden Geräte unterscheiden. Und ich wusste auch nicht, dass ich gerade den nächsten entscheidenden Fehler gemacht hatte.
Ich musste sehr vorsichtig ziehen, um nicht zu husten: 12 Milligramm Nikotin – auch die neuen Liquids hatten so viel – sind für DL-Geräte eher kaum geeignet. Und DL-Geräte scheinen mir für Anfänger ohnehin kaum geeignet. So endete auch der zweite Versuch wie der erste.

Der letzte Anlauf

Zurück in die Zukunft, 2019. Nach meiner Grippe wollte ich nicht wieder anfangen zu rauchen, meine Hustenanfälle waren mir in grauenhafter Erinnerung. Ich holte meine kleine E-Zigarette aus dem Schrank, sie schmeckte noch immer nicht gut, allerdings besser als dieses DL-Gerät, und ich hielt erst mal damit durch. Ich dachte: Irgend etwas ist verkehrt, denn andere machen doch bessere Erfahrungen. Was also ist es? Ich war entschlossen, keine Fehler mehr zu machen.
Ich suchte im Internet. Schaute in die Shops. Lernte den Unterschied zwischen MTL und DL. Sah mir Geräte an und Liquids und las Dutzende von Bewertungen. Ich wunderte mich über die Lobeshymnen, die bestimmten Geräten gewidmet wurden, wusste aber auch, dass Geschmäcker immer verschieden sind.
Und dann bestellte ich das erste Mal online. Einen Nautilus2-Verdampfer, der auf meinen alten großen Eleaf-Akkuträger passen würde und ein Orangen-Liquid Shake & Vape – also jene Flaschen mit vorgereiftem Aroma (auch von Aroma-Reifung wusste ich damals nichts), die mit Nikotin-Shots und/oder Base aufgefüllt werden, geschüttelt werden und dann zu dampfen sind,  Nikotin-Shots und eine Base zum Mischen.
Es war eine hohe Rechnung, aber es war Verzweiflung: Ich durfte nicht wieder anfangen zu rauchen, es musste doch gehen! Und dieses Mal hatte ich Glück. Ich mischte mein Orangen-Liquid, füllte es in den Nautilus und wartete, bis die Watte im Verdampferkopf vollgesogen war – all das hatte ich inzwischen dank Internet gelernt.

Dann zog ich langsam den Dampf durch das Mundstück.
Ich werde diesen Moment nicht vergessen: Es war eine Offenbarung.
Der Dampf kratzte nicht. Er duftete und schmeckte nach frischer Orange, mit leichter Säure und frischer Süße, und ich sog ihn tief ein. Noch einmal. Immer wieder, ich genoss es! Und ich wunderte mich selbst, wie sehr ich es genoss.
Dann, nach wenigen Minuten, machte ich noch eine weitere verblüffende Entdeckung. Die Stunden zuvor hatte ich mich zusammenreißen müssen, um nicht wieder zu rauchen; ich widerstand aus Angst vor dem nächsten Hustenanfall. Jetzt fragte ich mich, ob ich eine Zigarette rauchen würde, auch wenn ich davon nicht husten müsste – nein! Ich hatte tatsächlich kein Verlangen! Mein Appetit auf Nikotin war gestillt.

In diesem Moment war ich vom Raucher zum Dampfer geworden. Es war eine Erkenntnis, die mich damals sehr glücklich machte, denn ich wusste, dass ich mich nun endlich dauerhaft und ohne Probleme von den Zigaretten verabschieden konnte, die mir fast meine Lunge zerstört haben. Es war der Tag, der alles verändert hat. Der Tag, an dem ich wusste: Ich will und werde nie wieder rauchen. Nach Jahrzehnten des Tabakrauchens empfand ich Zigaretten als – ja – völlig sinnlos. Dieses Dampfen gab mir plötzlich alles. Und zwar: Ohne mich krank zu machen.

Mir war auch klar, dass ich dieses Ziel auf Grund von Zufällen erreicht hatte. Ohne die Grippe hätte ich wohl weiter geraucht. Nicht, weil ich das Rauchen besser oder leckerer fand. Sondern, weil ich zuvor einfach den Zugang zum Dampfen nicht gefunden hatte. Durch Zufall hatte ich einen wunderbaren Verdampfer gefunden und ein Liquid, das mir immer wieder schmeckt, das ich gerne dampfe, nicht nur als Zigaretten-Ersatz. (Ich habe es übrigens bis heute, obwohl ich inzwischen knapp zwei Dutzend andere probiert, einige behalten und einige weggeworfen habe).

Die nächste Überraschung: Es dauerte drei Tage, dann spürte ich, wie meine Lunge gesund wurde. Das nächtliche Röcheln und Pfeifen, an das ich mich in drei Jahren längst gewöhnt hatte, war plötzlich einfach weg. Damit hätte ich im Leben nicht mehr gerechnet. Es erfüllte mich mit einem ungeheuren Glück. Knapp zwei Wochen später kehrte der Geruchssinn zurück. Das war am Anfang durchaus nicht immer angenehm: Ich merkte plötzlich wieder, wie übel verqualmte Räume riechen.

Fehlersuche: Was ist schief gelaufen?

Natürlich könnte ich jetzt dem Verkäufer des Dampfer-Ladens von damals den Vorwurf machen, er hätte mich nicht richtig beraten – die Schlange war lang, die Zeit kurz, und er hat nicht die richtigen Fragen gestellt. Genauso war ich selbst schuld, da ich gar nicht verstand, worum es ging, ich erwartete eine Art Patentrezept: die Dampfe kaufen und los geht’s. Das kann aber nicht funktionieren, da alle Menschen unterschiedlich sind und verschiedene Bedürfnisse haben. So kam es zu Missverständnissen und damit war der Misserfolg programmiert.

1. Fehlerquelle: Die falschen Geräte
Das Gerät, was ich zuerst gekauft hatte, war keine schlechte Empfehlung. Ich besitze und benutze es heute noch, und zwar sehr gerne. Es ist wunderbar klein, leicht mitzunehmen und produziert einen wirklich guten Geschmack.  Für meine Bedürfnisse damals war es das falsche Gerät. Denn ich kam als sehr starker Raucher und suchte einen Ersatz für 30 meist filterlose Zigaretten. Also hätte der Dampf recht dicht sein müssen, um mir viel Nikotin zu liefern. Dies konnte die Mini-Dampfmaschine nicht leisten. Die Verdampferköpfe für den Q16-Verdampfer von Justfog sind recht klein und produzieren naturgemäß weniger Dampf als größere Geräte. Ich hätte also öfter, stärker, länger ziehen müssen, um die entsprechende Menge Dampf (und Nikotin) zu bekommen. Das macht so ein kleiner Verdampferkopf aber nicht lange mit. Das Gerät wird irgendwann heiß, der Verdampferkopf versagt dann. Mir ist dies nicht passiert, da ich seltener gezogen habe, was allerdings am falschen (Tabak-)Liquid lag. Nur eben: Im Endeffekt blieb die Befriedigung aus. Als Nächstes hatte man mir, ohne dass ich davon eine Ahnung hatte, ein DL-Gerät verkauft. Dies hätte schon die nötige Dampfmenge produzieren können, aber die Dampftechnik war mir fremd, entspricht bis heute nicht meiner Natur, ich kam damit nicht klar.

2. Fehlerquelle: Die falschen Liquids
Ich wollte ein Tabak-Liquid, also bekam ich es. Kann man dem Verkäufer daraus einen Vorwurf machen? Es war ein herbes, bitteres Liquids, das möglicherweise auch irgendwo Freunde findet, ich mochte es nicht. Und was man ungern tut, das lässt man nach Möglichkeit sein. Fazit: Weil das Liquid mir nicht schmeckte, dampfte ich kaum. Und weil ich so wenig dampfte, konnte das meine Nikotin-Sucht nicht befriedigen. Je weniger ich also dampfte, desto mehr rauchte ich wieder.
Ich wusste noch nicht, dass es in dieser neuen, großen Dampfer-Welt durchaus wunderbare Liquids gibt, die man des Geschmacks wegen dampft, die einfach puren Genuss bedeuten. Ich wusste auch nicht, dass Tabak-Liquids nichts mit dem Geschmack von Tabak-Rauch zu tun haben. Ich wusste nicht, wie gut mir Frucht-Aromen aus einer E-Zigarette schmecken könnten. Und auch nicht, dass es selbst hier große Unterschiede gibt.

Mein neuer Verdampfer und mein neues sanftes Liquid änderten das alles. Ich liebte diesen fruchtigen Geschmack. Ich nuckelte nun gern und oft an meiner Dampfe, und ich erhielt damit dauerhaft so viel Befriedigung, dass ich schlagartig kein Bedürfnis mehr nach Zigaretten hatte.

Nachsatz:
Mir ist auch ein anderer, etwas kurioser Fall bekannt, wo der Umstieg leider kläglich gescheitert ist. Eine Bekannte, nennen wir sie Saskia, hatte sich ein Dampfgerät gekaut, das ihr gut gefiel, und auch mit den Liquids kam sie geschmacklich ganz gut klar. Die Nikotinstärke betrug 6 Milligramm pro Milliliter, also nicht sehr viel. „Ich will nicht so viel Nikotin”, erklärte sie mir, „ich will weg von diesem Nervengift.”
Zuvor hatte sie nur mäßig geraucht, jetzt dampfte sie ebenso oft – und das heißt: eher selten. Aber sie hatte sich vorgenommen, nicht mehr zu rauchen, und sie rührte keine Zigaretten mehr an.

Als wir uns neun Monate später trafen, rauchte sie wieder. „Ich habe vom Dampfen gewaltig zugenommen, fast 20 Kilo!“, klagte sie ihr Leid. „Deshalb habe ich mich entschlossen, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Und seit ich wieder rauche, nehme ich auch wieder ab.“

Natürlich ist es Unsinn zu glauben, dass man vom Dampfen zunimmt. Was war also geschehen? Saskia betrachtete das Dampfen durchaus als Genuss. Sie dampfte ihr MTL-Gerät mit eher mäßigem Dampf so etwa vier oder fünf Mal am Tag, jeweils für ein paar Minuten. Und das mit wenig Nikotin. Die Zigaretten verkniff sie sich, offenbar fiel ihr das längst nicht so schwer wie mir vor dem Umstieg. Aber sie hatte, ohne dass es ihr bewusst wurde, eine anderes Mittel, um ihr Gehirn zu belohnen: Sie aß nun öfter mal eine Kleinigkeit zwischendurch. Hier mal drei oder vier Kekse bei den Kollegen, dort ein paar Gummibärchen. Und die Portionen zu den Mahlzeiten waren, wie ich von ihrem Mann erfuhr, jetzt auch alle ein wenig größer als zuvor. Daher rührte die Gewichtszunahme.
Nun raucht sie wieder, was mir sehr leidtut. Eine Alternative wäre es gewesen, den Nikotingehalt am Anfang auf 12 oder 16 Milligramm zu erhöhen und, statt zu naschen, öfter an dem Dampfgerät zu ziehen und damit das Gehirn zufriedenzustellen. Es ist übrigens ja auch kein Geheimnis, dass Nikotin den Appetit hemmt.

Mein Fazit: Dampfen ist eine großartige Sache, um das Rauchen aufzugeben. Es entlastet die Lunge sofort und ganz deutlich spürbar. Es senkt den Zigaretten-Appetit nach kurzer Zeit auf Null. Und es schmeckt auch wunderbar – man muss nur wissen, wie es geht.

Hendrik